Bewertung:

Die von Strozier verfasste Biografie von Heinz Kohut wird für ihre ausführliche und ausgewogene Darstellung von Kohut als einer Pionierfigur der amerikanischen Psychoanalyse, insbesondere der Selbstpsychologie, gelobt. Während das Buch als wichtig und gut geschrieben gilt, finden einige Leser den Schreibstil veraltet und äußern Bedenken hinsichtlich Kohuts persönlicher Konflikte und Verhaltensweisen.
Vorteile:Eingehender Blick auf eine bedeutende Figur der Psychoanalyse, ausgewogene Darstellung von Kohuts Genialität und Grenzen, gut geschrieben, nützlich für die Forschung und ein umfassendes Verständnis der Selbstpsychologie.
Nachteile:Altmodischer Schreibstil, einige Kapitel fühlten sich in theoretischen Dogmen festgefahren, Bedenken über Kohuts Narzissmus und persönliche Konflikte, die sich auf seine berufliche Praxis auswirken.
(basierend auf 9 Leserbewertungen)
Heinz Kohut: The Making of a Psychoanalyst
Heinz Kohut (1913-1981) stand im Zentrum der psychoanalytischen Bewegung des zwanzigsten Jahrhunderts. Nach der Machtübernahme durch die Nazis floh er aus seiner Heimatstadt Wien nach Chicago, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er wurde zur kreativsten Figur des Chicagoer Instituts für Psychoanalyse und gilt heute als Begründer der "Selbstpsychologie", die mit ihrer Betonung der Empathie die Freudsche Psychoanalyse weniger neutral machen wollte.
Kohuts Leben lud zur Komplexität ein. Er verbarg seine Identität als Jude, verhandelte eine vielgestaltige Sexualität und konnte erstaunlich geheimnisvoll sein, was seine Gesundheit und andere Dinge betraf. In dieser Biografie zeigt Charles Strozier, dass Kohut eine paradigmatische Figur des amerikanischen Geisteslebens war: ein charismatischer Mann, dessen Ideen die Hoffnungen und Verwirrungen eines Landes verkörperten, das sich noch immer in Aufruhr befand. In seinem Leben und in seinem Werk wurden die Kernfragen des modernen Amerikas formuliert.
Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Blütezeit der amerikanischen Psychoanalyse, in der ein Analytiker nach dem anderen die Erkenntnisse Freuds weiterentwickelte. Die allmähliche Aushöhlung des Humanismus der Disziplin begann jedoch Kliniker und Patienten gleichermaßen zu beunruhigen. Heinz Kohut übernahm die Führung bei der Schaffung der ersten authentisch einheimischen psychoanalytischen Bewegung. Es brauchte einen Emigranten, um so eindeutig amerikanisch zu sein.
Strozier bringt in seine Erzählung von Kohuts Leben alle Werkzeuge eines geschickten Analytikers ein: Intelligenz, Gelehrsamkeit, Einfühlungsvermögen, konträre Einsicht und die Bereitschaft, weit unter die Oberfläche zu schauen.