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Holodomor and Gorta Mr: Histories, Memories and Representations of Famine in Ukraine and Ireland
Die Große Hungersnot oder "an Gorta Mr" (1845-51) in Irland und der "Holodomor" (1932-33) in der Ukraine nehmen in den nationalen Geschichtsbüchern ihrer jeweiligen Länder einen zentralen Platz ein. Da Fragen des kollektiven Gedächtnisses in den Kulturwissenschaften zu einem zentralen Thema geworden sind, wird in diesem Band untersucht, welche Rolle die historischen Erfahrungen mit Hunger und Entbehrungen in den sich herausbildenden nationalen Identitäten und nationalen Geschichtsnarrativen Irlands und der Ukraine spielen.
Im Falle Irlands wurde in den letzten 150 Jahren ein solider Forschungsfundus zusammengetragen, während der Holodomor in der Ukraine so etwas wie ein offenes Geheimnis war, das Historiker erst nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft ernsthaft erforschen konnten. Dieser Band ist der erste Versuch, diese Ansätze zusammenzuführen und eine vergleichende Untersuchung darüber zu ermöglichen, wie die historischen Erfahrungen der Hungersnot in Narrative übersetzt wurden, die politische Forderungen nach unabhängiger nationaler Staatlichkeit in Irland und der Ukraine unterstützten.
In den Aufsätzen dieses interdisziplinären Bandes werden Studien von bedeutenden Historikern, Politikwissenschaftlern, Literatur- und Filmwissenschaftlern zum irischen und ukrainischen Fall einander gegenübergestellt und analysiert, wie nationale Geschichtsnarrative konstruiert und verbreitet wurden - unabhängig davon, ob sie sich mit den Umständen änderten oder durch konkurrierende akademische und nichtakademische Visionen in Frage gestellt wurden. Dabei werden Themen wie Repräsentation, Gedenken und Vermittlung sowie der Einfluss dieser Prozesse auf die Gestaltung des kulturellen Gedächtnisses diskutiert.