
Hoarding New Guinea: Writing Colonial Ethnographic Collection Histories for Postcolonial Futures
Hoarding New Guinea liefert eine neue Kulturgeschichte des Kolonialismus, die den Millionen indigener Artefakte, die in ethnographischen Museen als Zeugen der europäischen Kolonialvergangenheit dienen, besondere Aufmerksamkeit schenkt. Rainer F. Buschmann untersucht die rund zweihunderttausend Artefakte, die zwischen 1870 und 1920 aus der Kolonie Deutsch-Neuguinea geborgen wurden. In Umkehrung der üblichen Ansätze, die ethnografische Museen in den Mittelpunkt der Analyse stellen, kommt er zu dem Schluss, dass das museale Interesse an der materiellen Kultur allein die großen Mengen an entnommenen Artefakten nicht erklären kann.
Buschmann geht über die einfache Definition von Artefakten als Trophäen kolonialer Niederlagen oder religiöser Bekehrungen hinaus und verwendet stattdessen den Begriff hoarding, um die irrationale Anhäufung indigener Artefakte durch europäische Kolonialbewohner zu beschreiben. Buschmann hebt die materielle Kultur der Eingeborenen auch als Druckmittel für ihre Produzenten hervor, sich mit dem aufgezwungenen kolonialen Regime auseinanderzusetzen. Indem er ein Sammelgebiet und nicht eine Institution in den Mittelpunkt stellt, eröffnet er außerdem neue Untersuchungsbereiche, die nicht-professionelle ethnographische Sammler und eine nachhaltige statt oberflächliche Betrachtung der indigenen Völker als Produzenten hinter der materiellen Kultur einschließen. Hoarding New Guinea antwortet auf die Forderung nach einer stärkeren historischen Konzentration auf koloniale ethnografische Sammlungen in europäischen Museen.
Rainer F. Buschmann ist Programmleiter und Professor für Geschichte an der California State University, Channel Islands. Er ist der Autor mehrerer Bücher, darunter Iberian Visions of the Pacific Ocean, 1507-1899 und Anthropology's Global Histories: The Ethnographic Frontier in German New Guinea, 1870-1935.