
Identity and Loyalty in the David Story: A Postcolonial Reading
In diesem Band untersucht Uriah Kim den König David in einem neuen Licht - der Politik der Identität und Loyalität. Er liest die David-Geschichte aus dem nordamerikanischen Kontext heraus, in dem Millionen von Amerikanern gezwungen sind, eine Entscheidung zwischen ihren vielfältigen Erbschaften zu treffen, die untrennbar in ihrer genetischen oder kulturellen Veranlagung verankert sind.
Bei dieser Wahl wird ihre Loyalität zu ihrer Nation und zu ihrer besonderen rassischen/ethnischen Gemeinschaft in Frage gestellt, wenn sie sich nicht mit einer einzigen Identität definieren. Kim sieht einen David, der radikal integrativ war: ein Egalitarist, der offen dafür war, Verbindungen mit Menschen über verschiedene Grenzen und Unterschiede hinweg zu knüpfen, und der so in der Lage war, ein multiethnisches Königreich aufzubauen. Anstatt seine Herrschaft auf seine eigene Stammesidentität zu gründen, baute David sein Reich auf, indem er die Loyalität verschiedener Wähler an sich zog und eine eklektische Koalition aus ethnischen, stammesmäßigen und religiösen Gruppen auf der Grundlage von Loyalität zusammenstellte.
Erst später, im Rahmen der Identitätsbildung des alten Israel, wurden die Menschen, die gleichermaßen Teil von Davids hybridisiertem Königreich waren, in „echte“ Israeliten und „die anderen“ in der Erzählung unterschieden. In dieser Lesart führt Kim den Leser zu einem neuen Verständnis Davids: Er bediente sich nicht nur der Realpolitik und des Schwertes, noch verließ er sich völlig auf Gottes Vorsehung, um sein Reich zu errichten; vielmehr praktizierte er die transgressive Kraft des hesed („Loyalität und Freundlichkeit“), um sein Reich zu schmieden.