
Identity, Competition and Electoral Availability: The Stabilisation of European Electorates 1885-1985
Die Frage, ob die westlichen Parteiensysteme instabiler und die Wählerschaft unbeständiger werden, war bereits Ende der 1970er Jahre ein zentrales Thema in der Erforschung des modernen Europas geworden. Ein Großteil der damaligen Literatur betonte, dass Westeuropa eine Phase des Zusammenbruchs, der Neuausrichtung und des Verfalls von Parteien durchläuft und dass sich die traditionelle Massenpolitik im Wandel befindet.
In dieser ersten umfassenden Analyse des Themas in Buchform zeigten Stefano Bartolini und Peter Mair überzeugend auf, dass diese Betonung des Wandels weitgehend falsch verstanden wurde und unangebracht war. Es war das erste systematische und konzeptionell anspruchsvolle Werk, das die Untersuchung des Wandels bei Wahlen und des Fortbestehens von Spaltungen zusammenbrachte, und ist seither zu einem der Meilensteine in der Untersuchung der Wahlpolitik in Europa geworden. Die Autoren untersuchen die Muster der Wahlpersistenz und des Wandels in Westeuropa zwischen 1885 und 1985.
Sie bewerten sowohl, was diese Muster im Hinblick auf das Fortbestehen traditioneller Klüfte, insbesondere der Klassenspaltung, aussagen, als auch, wie diese Muster je nach politischen, institutionellen und sozialen Faktoren variieren. Sie analysieren die verschiedenen Wettbewerbsmuster, die die Wahlen in den verschiedenen europäischen Ländern und in den verschiedenen historischen Perioden gekennzeichnet haben, und wie Cleavages selbst angesichts eines weitreichenden sozialen Wandels fortbestehen und wieder auftauchen können.
Sie entwickeln ein ausgefeiltes Modell des aggregierten Wahlwandels, in dem nationale Wählerschaften als hin- und hergerissen zwischen der durch kulturelle Identitäten und Organisationsstrukturen bedingten Stabilität und den durch Parteienwettbewerb und institutionellen Wandel ausgelösten Veränderungsimpulsen betrachtet werden. Identität, Wettbewerb und Wahlverfügbarkeit wurde mit dem Stein-Rokkan-Preis für vergleichende sozialwissenschaftliche Forschung ausgezeichnet und ist nun erstmals als Taschenbuch neu aufgelegt worden.