
On Balance: Architecture and Vertigo
Seit dem Bau der ersten Wolkenkratzer im 19. Jahrhundert ist das urbane Umfeld zunehmend von Vertikalität geprägt.
Die Entstehung der modernen Metropole hat die Erfahrung der Schwerkraft in einer Weise verändert, die auch heute noch spürbar ist. In einer Zeit der Instabilität stellt der Aufstieg hoher Gebäude neue Herausforderungen für unseren Gleichgewichtssinn dar, doch die Auswirkungen des Schwindels bleiben unerkannt. Dieses Buch reflektiert über das prekäre Gleichgewicht im Herzen zeitgenössischer Städte, wo der Drang, immer größere Höhen zu erobern, unsere Vorstellung von Abgrund neu konfiguriert hat.
Es erforscht den räumlichen Nervenkitzel und die Ängste, die mit dem Schwindelgefühl verbunden sind, und zeichnet nach, wie verschiedene Subjekte Gebäude und die Räume dazwischen erleben, darstellen und überschreiten. On Balance geht dieses komplexe Thema mit einem interdisziplinären Ansatz an, der sich auf die Sozial- und Medizinwissenschaften stützt.
Nach einem historischen Überblick darüber, wie der Diskurs über Schwindel die westliche Kultur durchdrungen hat, wird das Werk moderner und zeitgenössischer Künstler untersucht, die sich mit Architektur als einem Feld schwindelerregender Visionen auseinandergesetzt haben. Anschließend wird der Blick auf räumliche Praktiken gelenkt, die auf der Beherrschung von Schwindelgefühlen beruhen, wie Klettern und Funambulismus, die in Städten neue Bühnen für die Überwindung der Schwerkraft gefunden haben.
Im Bereich der architektonischen Kultur bietet das Buch eine kritische Analyse von Designprojekten und Räumen, die die Stabilität des Benutzers in Frage stellen, von der modernistischen Suche nach Schwerelosigkeit bis hin zu den Schwebezuständen, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Diese breit angelegte Erforschung des Schwindels zeigt, dass die Architektur für unsere Wahrnehmung des Gleichgewichts auf verschiedenen sensorischen, räumlichen und sozialen Ebenen von zentraler Bedeutung ist.