
Individualism, Holism and the Central Dilemma of Sociological Theory
Individualismus und Holismus, die Begriffe im Titel dieses Buches, stehen für zwei zentrale theoretische Perspektiven, die das soziologische Denken über viele Jahrzehnte hinweg gelenkt und geprägt haben. Über ein Jahrhundert lang haben diese beiden Interpretationsperspektiven auch die soziologische Theorie in zwei Lager gespalten, begleitet von einer Reihe von Wissenschaftlern, die versuchen, diesen Dualismus zu überbrücken.
Laut dem amerikanischen Soziologen Jeffrey C. Alexander beziehen individualistische Theorien ihre Anziehungskraft und Stärke aus der ihnen zugrunde liegenden Annahme, dass Menschen als individuelle, freie, autonome und rational und moralisch konsistente Wesen Entscheidungen treffen. Damit verbunden ist die Überzeugung, dass sie in der Lage sind, diese Eigenschaften in ihren Handlungen zum Ausdruck zu bringen, unabhängig von der Situation in der Gesellschaft oder den vorherrschenden wirtschaftlichen oder moralischen Bedingungen.
Ganzheitliche oder kollektivistische Theorien räumen im Gegensatz zum Individualismus den sozialen Einheiten Vorrang ein. Diese Perspektive ist wichtig, weil sie die Grundvoraussetzung dafür schafft, dass Entitäten zum Gegenstand einer bewussten soziologischen Analyse werden können. Die Erfüllung dieser Bedingung hat jedoch ihren Preis. Die Betonung des Kollektivs und größerer Einheiten führt logischerweise dazu, dass der individuelle Wille und die freie menschliche Entscheidungsfindung tendenziell aus dem Blickfeld geraten.
In diesem Buch wird argumentiert, dass diese beiden Perspektiven, die individualistische und die holistische, das zentrale Dilemma des soziologischen Denkens darstellen. Es bietet einen umfassenden Überblick und eine Kritik der zeitgenössischen soziologischen Ansätze zu dieser Antinomie und untersucht die Versuche, die unternommen wurden, um sie zu überwinden und zu vereinen. Darüber hinaus schlägt das Buch mit dem Konzept des "kritischen Rekonfigurationalismus" einen neuen Ansatz zur Lösung dieses Dilemmas vor und vertritt die Auffassung, dass die Auflösung dieses Dilemmas nicht nur für die soziologische Theorie, sondern auch für die empirische Sozialforschung von entscheidender Bedeutung ist.