Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Intrigue and Revolution: Chief Rabbis in Aleppo, Baghdad, and Damascus, 1774-1914
Dies ist ein Buch von unerwarteter Dramatik: Alle elf Oberrabbiner, die in dieser Zeit des beispiellosen Wandels in den jüdischen Gemeinden des Fruchtbaren Halbmonds ernannt wurden, waren Gegenstand von Kontroversen und wurden anschließend entlassen. Dies geschah vor dem Hintergrund von Ereignissen, die selten im Kontext der jüdischen Gesellschaft diskutiert werden: Kriminalität, Rowdytum, Verleumdung, Machtkämpfe, sexuelle Promiskuität und sogar Angriffe und Attentate auf Rabbiner.
Anhand einer Vielzahl von Zeugnissen aus osmanisch-jüdischen, arabischen und europäischen Quellen zeichnet Yaron Harel ein farbenfrohes Bild dieser Umwälzungen, das fest in den sozialen und politischen Kontext der damaligen Zeit eingebettet ist und weit von dem allgemein akzeptierten Bild der jüdischen Gemeinden im Osmanischen Reich entfernt ist. Auch die Juden waren von der Modernisierung und den politischen Konflikten in der Gesellschaft der damaligen Zeit betroffen, und auch dies führte zu Machtkämpfen. Die Oberrabbiner standen bei diesen Auseinandersetzungen an vorderster Front, insbesondere bei denen, die sich aus der neuen Hinwendung zur westlichen Kultur ergaben.
Die meisten von ihnen erkannten, dass den Herausforderungen der Modernisierung begegnet werden musste, allerdings auf eine Weise, die die religiösen Grundsätze nicht gefährdete. Ihre Offenheit für Veränderungen entsprang der Sorge um die Zukunft der Gemeinschaften, für die sie verantwortlich waren, aber sie stießen oft auf den lautstarken Widerstand derjenigen, die von dieser Verantwortung befreit waren.
Die sich daraus ergebenden kommunalpolitischen Auseinandersetzungen wurden manchmal bis hin zur Gewalt geführt. In den letzten Jahren des Kaiserreichs unterstützten viele Juden die Jungtürken mit ihrem Versprechen von Freiheit und Gleichheit für alle. In der damaligen Atmosphäre mussten die Rabbiner ein politisches Bewusstsein entwickeln und sich in die osmanische Politik einmischen.
Dies war eine weitere Quelle für Spannungen innerhalb der Gemeinschaft, da das neue Regime jeden, der der Opposition verdächtigt wurde, hart bestrafte. Diese lebendige und faszinierende Studie, die sich auf wenig bekannte Quellen stützt, bietet einen Blick auf die jüdische Gesellschaft des Osmanischen Reiches zu einer Zeit, als alle traditionellen Normen in Frage gestellt wurden.