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Jos Saramago: History, Utopia, and the Necessity of Error
Obwohl Jos Saramago international vor allem für seine „allegorischen“ Romane wie Blindheit (1995) bekannt ist, wird er in seinem Heimatland Portugal vor allem für seine früheren, poetischen „historischen“ Romane gefeiert. Diese neue Studie über fünf dieser Werke konzentriert sich auf Jos Saramagos Auseinandersetzung mit politischer und sozialer Philosophie aus ganz Europa, um sein Engagement für den libertären Sozialismus in einer Ära der neoliberalen Wirtschaft und der Desillusionierung nachzuvollziehen.
Obwohl Saramago zutiefst pessimistisch ist, was die Fähigkeit des Menschen angeht, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen, gibt er die progressive Sache nie auf. Diese Studie, die sich unter anderem auf Erkenntnisse von Gramsci, Walter Benjamin und Marcuse stützt, argumentiert, dass Saramago seine Leser mit einem skeptischen, aber lebendigen Utopismus ansprechen wollte: Er lehrt uns, das Absolute aufzugeben und den Irrtum als unvermeidlich und sogar notwendig zu akzeptieren.
Aus dieser posthumanistischen Perspektive wird die Menschheit eher als fortlaufendes Projekt denn als Wesen verstanden, das den Einzelnen herausfordert, nach Selbsterkenntnis und Neuerfindung zu streben. Mark Sabine ist Dozent für lusophone Studien an der Universität von Nottingham.