Bewertung:

Gavin Fridells Buch „Coffee“ setzt sich kritisch mit den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Dimensionen der Kaffeeindustrie auseinander und betont die tief sitzenden Ungleichheiten zwischen den Kaffeeproduzenten im globalen Süden und den multinationalen Konzernen, die von ihrer Arbeit profitieren. Fridell plädiert für die Notwendigkeit staatlicher Eingriffe, um die Preise zu stabilisieren und die Bedingungen für die Kaffeebauern zu verbessern, und stellt die Wirksamkeit der derzeitigen Initiativen für fairen Handel und soziale Verantwortung von Unternehmen in Frage.
Vorteile:⬤ Bietet eine umfassende und zum Nachdenken anregende Analyse des Kaffeehandels
⬤ Gut recherchiert und mit historischem Kontext
⬤ Präsentiert überzeugende Argumente für staatliche Interventionen zur Unterstützung der Kaffeebauern
⬤ Enthält interessante Daten und klare Beispiele, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen politischer Veränderungen wie das Internationale Kaffeeabkommen
⬤ Trotz einiger akademischer Tiefe auch für Laien verständlich.
⬤ Es fehlt an klaren Vorschlägen oder umsetzbaren Zielen für die Kaffeebauern
⬤ die Präsentation ist weniger fesselnd und liest sich eher wie eine akademische Abhandlung als ein populäres Buch
⬤ einige Leser finden die Analyse nicht ganz überzeugend
⬤ kann diejenigen, die eine tiefere Erforschung von Kaffeesorten und -anbau suchen, nicht ganz zufriedenstellen.
(basierend auf 20 Leserbewertungen)
Coffee
In einer Welt der Hochfinanz, des beispiellosen technologischen Wandels und der Cyber-Milliardäre vergisst man leicht, dass eine wichtige Quelle des globalen Reichtums buchstäblich direkt vor unserer Nase liegt. Kaffee ist eines der wertvollsten Exportgüter des Südens, das jedes Jahr Milliarden von Dollar an Unternehmensgewinnen einbringt, während die Mehrheit der 25 Millionen Kaffeefamilien weltweit in relativer Armut lebt.
Doch wer ist für diese enorme Ungleichheit verantwortlich? Viele Analysten verweisen auf den Kaffeemarkt selbst, seine Preisschwankungen und die Oligarchie der Unternehmen, und versuchen, diese durch fairen Handel, biologischen und nachhaltigen Kaffee, soziale Verantwortung der Unternehmen und eine Reihe von marktgesteuerten Projekten zu "korrigieren". Das Ergebnis ist die weit verbreitete Annahme, dass der "Markt" sowohl die Ursache für die Unterentwicklung als auch deren mögliche Lösung ist.
Gegen diesen Konsens argumentiert Gavin Fridell auf provokante Weise, dass staatliches Handeln - im Guten wie im Schlechten - auch in der heutigen Welt des "freien Handels" ein zentraler Bestandteil der täglichen Arbeit der Kaffeeindustrie war und ist. Indem er eine reichhaltige Geschichte mit einer prägnanten Analyse der Schlüsselfaktoren der Kaffeewirtschaft kombiniert, stellt Fridell die Vorstellung in Frage, dass Ungerechtigkeiten in der Branche "ein Schluck nach dem anderen" gelöst werden können - wie es die Befürworter des ethischen Handels formulieren. Stattdessen verweist er auf die zentrale Bedeutung der Kaffeestaatskunst sowohl für die Bewahrung des Status quo als auch für die Einleitung sinnvoller Veränderungen in der Kaffeeindustrie in der Zukunft.