
Imperial Visions: The Prophet and the Book of Isaiah in an Age of Empires
In den letzten Jahren ist in der Assyriologie, der alttestamentlichen/hebräischen Bibelwissenschaft und in anderen Bereichen der Erforschung der antiken Welt ein Interesse an Imperien entstanden.
Gemeinsame Forschungsprojekte befassen sich mit Fragen des Imperiums und des Imperialismus, und die Propheten Israels und Judas sowie die nach ihnen benannten Bücher werden als Akteure im Kontext der Reiche ihrer Zeit untersucht. In gewisser Weise kann all dies als eine Wiederbelebung des intensiven Interesses gesehen werden, das die Werke von Oswald Spengler, Arnold Toynbee und Karl Wittfogel im zwanzigsten Jahrhundert in historischen Situationen hervorriefen, die sich von unserer eigenen Zeit stark unterscheiden.
Aber auch wir leben in einem Zeitalter des Übergangs, das von Unsicherheit und Orientierungslosigkeit geprägt ist und uns dazu veranlasst, den Aufstieg und Fall von Imperien durch die Jahrhunderte hindurch zu studieren. Der vorliegende Band mit Aufsätzen, die aus dem fünften Treffen des Aberdeen Prophecy Network im Lichtenberg-Kolleg der Universität Göttingen im Oktober 2015 hervorgegangen sind, bietet eine unverwechselbare Perspektive auf Prophetie im Kontext von Imperien. Es ist inspiriert von der Tatsache, dass das Buch Jesaja es uns ermöglicht, die Unwägbarkeiten einer bestimmten prophetischen Tradition durch fünf Jahrhunderte unter drei verschiedenen Reichen zu verfolgen.
Die Aufsätze des vorliegenden Bandes konzentrieren sich auf die Entstehungsgeschichte der einzelnen Teile des Jesajabuches sowie auf deren Zusammenhänge mit der politischen und kulturellen Geschichte der Reiche, in denen sie entstanden sind. Der Band navigiert so durch einige Schlüsselstellen der Geschichte des Jesaja und des nach ihm benannten Buches.