Kein Ausweg: Die Politik des polnischen Judentums, 1935-1939

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Kein Ausweg: Die Politik des polnischen Judentums, 1935-1939 (Emanuel Melzer)

Leserbewertungen

Zusammenfassung:

Das Buch „No Way Out“ von Emanuel Melzer bietet eine umfassende und gut recherchierte Darstellung des zunehmenden Antisemitismus im Polen der 1930er Jahre und der Reaktionen der jüdischen Gemeinschaft. Melzer untersucht die politische Landschaft und konzentriert sich dabei auf Schlüsselfiguren und Fraktionen innerhalb der jüdischen Gesellschaft. In der Rezension werden die gute Lesbarkeit und die gründliche Dokumentation hervorgehoben, allerdings wird auch auf den allgemeinen Mangel an effektiver Führung und politischem Zusammenhalt unter den polnischen Juden während dieser turbulenten Zeit hingewiesen.

Vorteile:

Äußerst lesenswert und gut recherchiert
gründliche Dokumentation mit 50 Seiten Anmerkungen
gibt Einblick in das politische Umfeld und die jüdischen Reaktionen auf den Antisemitismus
beleuchtet die Komplexität der jüdischen Gruppierungen in Polen.

Nachteile:

Kann für Leser, die mit dem historischen Kontext nicht vertraut sind, eine Herausforderung sein; könnte als kritisch gegenüber polnischen Traditionalisten und der Rolle der katholischen Kirche im Antisemitismus empfunden werden.

(basierend auf 1 Leserbewertungen)

Originaltitel:

No Way Out: The Politics of Polish Jewry, 1935-1939

Inhalt des Buches:

Diese wissenschaftliche Studie wirft ein wichtiges neues Licht auf die Politik des polnischen Judentums am Vorabend seiner Zerstörung. Anhand von Quellen aus der polnisch-jüdischen und nicht-jüdischen Presse sowie aus Archiven in Europa, Israel und den Vereinigten Staaten untersucht Emanuel Melzer die Bemühungen der Juden in diesem wichtigen Zentrum jüdischen Lebens, ihre Existenz zu sichern und ihre Interessen in den späten 1930er Jahren durchzusetzen, als die Radikalisierung des Antisemitismus zu einem immer wichtigeren Thema im politischen Leben des Landes wurde.

Mit dem Tod Pilsudskis wurden die Aussichten für die polnischen Juden immer düsterer, da feindliche Kräfte versuchten, ihre verfassungsmäßigen Rechte außer Kraft zu setzen und sie zu zwingen, das Land massenweise zu verlassen. Die Feindseligkeit, der sie ausgesetzt waren, beruhte nicht zuletzt auf dem Beispiel des nationalsozialistischen Deutschlands, das nicht zögerte, die Juden als gemeinsamen Feind von Deutschen und Polen darzustellen. Angesichts dieser Entwicklungen versuchten die polnischen Juden, einen koordinierten und konzertierten politischen Kampf gegen die wirtschaftliche Verfolgung, die feindselige Verwaltungspraxis, die diskriminierende Gesetzgebung und die gewalttätigen Ausschreitungen zu führen, die ihren Alltag zunehmend durchdrangen. Melzer erzählt von diesen Versuchen und analysiert ihr Scheitern.

Von den drei wichtigsten Gruppen des polnischen Judentums - den Zionisten, Agudas Jisroel und dem Bund - war nur die letztere in der Lage, einen wirksamen Widerstand gegen die antijüdischen Kräfte zu führen. Aber sie war nicht bereit, sich mit nicht-proletarischen jüdischen Gruppen zu einer gesamtjüdischen Verteidigung zusammenzuschließen. Auch die jüdische Presse war nicht in der Lage, einen einheitlichen jüdischen Organisationsrahmen zu schaffen, da sie an die bestehenden politischen Parteien gebunden war und deren Haltungen und Unzulänglichkeiten widerspiegelte. Die einzige offizielle politische Stimme des polnischen Judentums war die kleine jüdische Parlamentsfraktion. Obwohl sie von einem Großteil der jüdischen Öffentlichkeit respektiert wurde, wurden die Abgeordneten des Sejm und des Senats nicht als deren legitime Sprecher anerkannt und handelten in der Regel, ohne ihre Interventionen untereinander zu koordinieren. Infolgedessen fanden die wirksamsten jüdischen Aktionen auf lokaler Ebene statt - insbesondere die während des Przytyk-Pogroms organisierte Selbstverteidigung und der hartnäckige Kampf der jüdischen Studenten gegen die Ghetto-Bänke.

Melzer zeigt, dass die lautstarke jüdische öffentliche Debatte über politische Fragen und die zähen täglichen Kämpfe gegen Diskriminierung wenig Einfluss auf die sich verschlechternde Situation des polnischen Judentums hatten. Ohne eine charismatische Führung und einen organisatorischen Rahmen, der auf dem gemeinsamen jüdischen Schicksal und der gegenseitigen Identifikation beruhte, war die Fähigkeit, sich den vor uns liegenden ernsten Herausforderungen zu stellen, ernsthaft beeinträchtigt. Mit dem Herannahen des Krieges hatten viele das Gefühl, dass sie in der Falle saßen und dem Ansturm der Nazis praktisch allein ausgeliefert waren.

Weitere Daten des Buches:

ISBN:9780822963912
Autor:
Verlag:
Einband:Taschenbuch
Erscheinungsjahr:2016
Seitenzahl:248

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Letzte Änderung: 2024.11.13 22:11 (GMT)