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No More Heroes: Narrative Perspective and Morality in Cormac McCarthy
Kritiker führen die vorherrschende Stimmung der Verzweiflung und des vermeintlichen Nihilismus in den Werken von Cormac McCarthy oft auf die auffallende Abwesenheit von inneren Gedanken bei seinen scheinbar amoralischen Figuren zurück. In No More Heroes zeigt Lydia Cooper jedoch, dass McCarthy zwar die inneren Offenbarungen einschränkt, sie aber nie ganz ausschließt. In einigen entscheidenden Fällen stattet er seine Figuren mit ethischen Entscheidungen und Haltungen aus und zeigt so, dass in seiner ansonsten gewalttätigen und apokalyptischen Welt ein gewisses Maß an Heldentum existiert.
Cooper wertet das gesamte bisherige Werk McCarthys aus und erkundet sorgfältig die Bandbreite seiner Erzähltechniken. Die überwältigend distanzierte, allwissende Erzählweise des Autors in der dritten Person wechselt nur selten zu einer begrenzteren Stimme. Wenn er jedoch davon abweicht, zeigen die Offenbarungen des Bewusstseins seiner Figuren unmissverständlich moralisches Bewusstsein und ethisches Verhalten. Die stillen, inneren Kämpfe von moralischen Männern wie John Grady Cole in der Border-Trilogie und dem Vater in The Road zeigen ein unvollkommenes, aber sehr menschliches Heldentum.
Selbst wenn McCarthy sich in die Gedankenwelt unmoralischer Charaktere hineinversetzt, lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Menschlichkeit der Figuren und zwingt den aufmerksamen Leser, sich selbst mit den verachtenswertesten Vertretern der menschlichen Ethnie zu identifizieren. Cooper zeigt, dass dieses seltene, aber kraftvolle Erkennen von Gemeinsamkeiten und die inneren Sehnsüchte nach Gemeinschaft und einem Engagement für Gerechtigkeit oder Mitgefühl in McCarthys Werk unbestreitbar vorhanden sind.
No More Heroes geht direkt auf die wesentlichen Fragen zu McCarthys brutalem und moralisch zweideutigem Universum ein und gibt ergreifende neue Antworten.