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No Morality, No Self: Anscombe's Radical Skepticism
Elizabeth Anscombes "Moderne Moralphilosophie" (1958) und "Die erste Person" (1975) werden häufig zitiert und sind ebenso häufig umstritten. Sie sind Prüfsteine der analytischen Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts. Obwohl die Argumente, die Anscombe in diesen Schriften vorbringt, den Philosophen vertraut sind, wird ihre Bedeutung noch immer weitgehend missverstanden, meint James Doyle.
No Morality, No Self (Keine Moral, kein Selbst) bietet eine neue Interpretation von Anscombes immer noch umstrittenen Thesen über ethisches Denken und individuelle Identität, insbesondere ihr Argument, dass der Begriff "moralisch" (wie er in Kontexten wie "moralische Verpflichtung" vorkommt) buchstäblich bedeutungslos ist und dass "ich" sich nicht auf eine besondere Entität namens "Selbst" bezieht - zwei Behauptungen, auf die Philosophen mit großer Skepsis reagiert haben. So beunruhigend Anscombes Schlussfolgerungen auch sein mögen, Doyle zeigt die zugrunde liegende Ernsthaftigkeit der Argumentation des britischen Philosophen auf und legt mit Klarheit und Prägnanz dar, wie die Gegenargumente von Anscombes Gegnern auf einem fehlerhaften oder unvollständigen Verständnis ihrer Ideen beruhen.
Doyle konzentriert sich auf das zentrale Rätsel, das Anscombe der referentialistischen Schule gestellt hat, nämlich dass es unmöglich ist, eine nicht-zirkuläre Erklärung dafür zu geben, wie sich "I" auf die Person bezieht, die es ausspricht. Er zeigt auf, wo die Widerlegungen von Philosophen wie Lucy O'Brien, Gareth Evans und Ian Rumfitt versagen, und beleuchtet, warum "I" Merkmale entwickelt hat, die es so aussehen lassen, als würde es als referierender Ausdruck funktionieren. Indem er scheinbar unvereinbare Standpunkte miteinander in Einklang bringt, argumentiert Doyle, dass sich das "Ich" auf ein Selbst bezieht, aber nicht auf eine Art und Weise, wie es irgendjemand vermutet hat - eine überraschende Schlussfolgerung, die ganz im Sinne von Anscombes provokantem Denken ist.