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No Politics But Class Politics
Die Anprangerung von Rassismus und die Würdigung von Vielfalt sind zu zentralen Elementen progressiver Politik geworden. Für viele Linke, so scheint es, besteht soziale Gerechtigkeit in einer gerechten Verteilung von Reichtum, Macht und Ansehen unter den Rassengruppen.
Doch wie Adolph Reed Jr. und Walter Benn Michaels in dieser prägnanten Aufsatzsammlung argumentieren, ist die Betonung hier tragischerweise fehl am Platze. Die Fixierung auf Rassenunterschiede kann nicht nur vom allgegenwärtigen Einfluss der Klasse ablenken, sie kann sogar dazu führen, dass wirtschaftliche Ungleichheit legitimiert wird.
Wie Reed und Michaels es ausdrücken: „Rassismus ist real, und Antirassismus ist sowohl bewundernswert als auch notwendig, aber der bestehende Rassismus ist nicht das, was unsere Ungleichheit hauptsächlich verursacht, und Antirassismus wird sie nicht beseitigen“. No Politics but Class Politics versammelt die jüngsten Essays von Reed und Michaels zum Thema Ungleichheit, zusammen mit einem neu in Auftrag gegebenen Interview mit den Autoren und einem erhellenden Vorwort von Daniel Zamora und Anton Jäger.
In diesen Schriften wird das schlampige Denken und die moralische Pose, die allzu oft die Diskussionen über Ethnie und Klasse kennzeichnen, zugunsten einer klaren sozialen, kulturellen und historischen Analyse vermieden. Reed und Michaels plädieren hier für eine wirklich radikale Politik: eine Politik, die nicht die Etablierung einer demografisch repräsentativen sozialen Elite anstrebt, sondern stattdessen wirtschaftliche Gerechtigkeit für alle.