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Classes in Contemporary Capitalism
Nicos Poulantzas' drittes Hauptwerk ist ein bahnbrechender Überblick über einige der grundlegendsten, aber am wenigsten untersuchten Aspekte der Klassenstruktur der fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften von heute. Das Buch beginnt mit einem allgemeinen theoretischen Essay, der zum ersten Mal ernsthaft die Unterscheidung zwischen den "Akteuren" und den "Positionen" der kapitalistischen Produktionsverhältnisse untersucht und versucht, die typischen Fehler des Funktionalismus oder Historismus zu vermeiden. Es bietet auch eine polemische Neubetrachtung des Problems des "Nationalstaats" als politische Einheit heute und seiner Beziehung zur Internationalisierung des Kapitals.
Schließlich, und das ist das Originellste, entwickelt Poulantzas eine lange und überzeugende Analyse des viel missbrauchten Konzepts des "Kleinbürgertums". Dabei unterscheidet er gewissenhaft zwischen den "traditionellen" Kategorien des Kleinbürgertums - Ladenbesitzer, Handwerker, Kleinbauern - und den "neuen" Kategorien von Büroangestellten, Vorgesetzten und Angestellten in der modernen Industrie und im Handel. Zugleich zeigt er die Gründe auf, warum eine einheitliche Konzeptualisierung ihrer Klassenposition möglich ist. Die schwierige Frage der Definition von "produktiver" und "unproduktiver" Arbeit in Marx' eigener Darstellung der kapitalistischen Produktionsweise wird einer neuen und radikalen Neuinterpretation unterzogen. Die politischen Schwingungen, die jeder Form des Kleinbürgertums eigen sind, und insbesondere ihre charakteristischen Reaktionen auf das Industrieproletariat, werden überzeugend bewertet.
Poulantzas beendet sein Werk mit der Mahnung, dass die Aktionen und Optionen der Kleinbourgeoisie für jeden erfolgreichen Kampf der Arbeiterklasse entscheidend sind, die sich das Bündnis wichtiger Teile der Kleinbourgeoisie sichern muss, wenn sich die verhängnisvolle Erfahrung von Chile nicht morgen anderswo wiederholen soll. Classes in Contemporary Capitalism kombiniert empirisches und theoretisches Material und stellt eine bemerkenswerte Leistung in der Entwicklung der marxistischen Sozialwissenschaft und des politischen Denkens dar.