
Cosmos and Materiality in Early Modern Prague
Jahrhundert ist als Sitz eines schillernden kaiserlichen Hofes bekannt, der mit exotischen Waren, Wissenschaftlern und Handwerkern vollgestopft war und Botschafter aus Persien empfing, aber auch als Stadt, die unter Seuchen, Unruhen und verheerenden militärischen Angriffen litt. Prag war aber auch der Schauplatz einer komplexen und sich wandelnden geistigen Welt.
Zu Beginn des Jahrhunderts war es eine multikonfessionelle Stadt, aber um 1700 war es eine der archetypischsten katholischen Städte in Europa. Kosmos und Materialität zeigt anhand von Materialien, wie die Männer und Frauen der frühen Neuzeit diesen Wandel täglich erlebten. Kosmos und Materialität im frühneuzeitlichen Prag präsentiert ein kühnes alternatives Verständnis der Geschichte der frühneuzeitlichen Religion in Mitteleuropa.
Die Geschichte der Religion in der Frühen Neuzeit ist überwiegend durch eine konfessionelle Brille analysiert worden, doch dieses Buch zeigt, dass die spirituellen Welten Prags im 17. Jahrhundert ebenso sehr, wenn nicht sogar mehr, in ihre natürliche Umgebung und ihre sozialen Beziehungen eingebettet waren als in die konfessionelle Identität.
Während Texte aus dieser Zeit die aufkommenden Diskurse um Begriffe wie Religion, Aberglaube, Magie und Katholizismus bzw. Protestantismus nachzeichnen, vermeidet ein materieller Ansatz die Anwendung dieser Kategorien auf die Alltagspraxis.
Anhand der reichhaltigen materiellen Zeugnisse in Prag - Löffel, Glasbecher und Amulette ebenso wie traditionelle Devotionalien wie Rosenkränze und granatbesetzte Kruzifixe - lassen sich alltägliche Überzeugungen, Praktiken und Identitäten aufdecken.