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Wartime Diary
Simone de Beauvoirs Kriegstagebuch, das sie von September 1939 bis Januar 1941 schrieb, bietet dem englischen Leser einen ungekürzten Zugang zu einem der skandalösen Texte, die die traditionelle Sichtweise auf Beauvoirs Leben und Werk umzustürzen drohen.
Beauvoirs Bericht über ihre heimliche Affäre mit Jacques Bost und ihre sexuellen Beziehungen zu verschiedenen jungen Frauen stellt das herkömmliche Bild von Beauvoir als ergebene Gefährtin von Jean-Paul Sartre in Frage, ebenso wie ihr Bericht über die Fertigstellung ihres Romans Sie kam, um zu bleiben zu einer Zeit, als Sartres Philosophie in Das Sein und das Nichts gerade erst begonnen hatte, die traditionelle Sichtweise von Beauvoirs Roman als bloßer Illustration von Sartres Philosophie in Frage stellt. Vor allem aber liefert das Kriegstagebuch eine spannende Darstellung von Beauvoirs philosophischem Wandel vom Vorkriegs-Solipsismus in Sie kam, um zu bleiben zum politischen Engagement der Nachkriegszeit in Das zweite Geschlecht.
Diese Ausgabe enthält auch bisher unveröffentlichtes Material, darunter ihre Überlegungen zu Bewusstsein und Ordnung, Listen mit Leseempfehlungen und Notizen zu Gewerkschaften. Das Kriegstagebuch bietet neue Einblicke in Beauvoirs philosophische Entwicklung und verspricht, ein entscheidendes Kapitel der westlichen Philosophie- und Geistesgeschichte neu zu schreiben.