
Art Judgements: Art on Trial in Russia after Perestroika
Seit der Jahrhundertwende hat es in Russland ungewöhnlich viele Gerichtsverfahren gegen Kunst, Künstler und Kuratoren gegeben. Anhand von zwei der prominentesten, gegen die Organisatoren der Ausstellungen "Vorsicht, Religion! ' und 'Verbotene Kunst 2006', untersucht die Autorin die Art und Weise, wie die Bedeutung der Kunst und ihre soziopolitischen Auswirkungen vor Gericht verhandelt werden: Wie wird in diesen Prozessen versucht, einen normativen Kunstbegriff und darüber hinaus ein verbindliches juristisches Verständnis von Kunst zu etablieren? Wie wird die Diskussion über das Zulässige in der Kunst im heutigen Russland geführt?
Die Forschung zu den postsowjetischen Kunstprozessen ist bis heute hauptsächlich von Zeitschriften getragen worden. Lediglich die jüngsten Prozesse gegen die Pussy Riot-Aktivistinnen und Pjotr Pawlenskij haben zu längeren Veröffentlichungen geführt, die sich jedoch zumeist mit explizit politischer und aktivistischer Kunst befassen und nicht mit deren spezifischem Diskurs während des Prozesses. Das vorliegende Buch hingegen wählt einen wissenschaftlichen Ansatz für die (russische) Kunst vor Gericht. Es stellt die Fälle in einen national-historischen Kontext, der aus internationaler Perspektive verglichen wird, und konzentriert sich insbesondere auf die Art und Weise, wie diese Verfahren die juristische Macht über die künstlerische (Rede-)Freiheit in der Kunstproduktion in Russland verstärkt haben.
Das Buch wendet sich an Wissenschaftler und Studenten der Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Soziologie und Slawistik sowie an Juristen, Kuratoren und Museumsfachleute, Forscher und Mitarbeiter von Kultureinrichtungen.