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Land of Remorse - A Study of Southern Italian Tarantism
Das Land der Reue (La Terra del Rimorso, italienische Erstausgabe 1961) ist ein klassisches Werk von Ernesto De Martino, dem Begründer der italienischen Kulturanthropologie und Ethnopsychiatrie. Auf der Grundlage von Feldforschungen, die 1959 auf der Salentinischen Halbinsel in Süditalien durchgeführt wurden, befasst sich die Studie mit dem Phänomen des apulischen Tarantismus, einer Form der Besessenheit, die mit dem Glauben an den Biss einer mythischen Tarantel und deren rituelle Heilung durch den Tarantella-Tanz zusammenhängt.
De Martino fasst die Beiträge verschiedener Spezialisten zusammen, die an der Feldforschung beteiligt waren, darunter ein Psychologe, ein Psychiater, ein Musikethnologe und ein Sozialanthropologe. Als Ethnologe und klassisch ausgebildeter Religionshistoriker betrachtet der Autor die Daten der Feldforschung durch die Brille der historischen Analyse des Tarantismus.
Das Ergebnis ist eine mitfühlende und überzeugende Darstellung des Tarantismus, der nicht mehr als bloße Geisteskrankheit oder als "Überbleibsel" schamanistischer Irrationalität erscheint, sondern als Produkt einer von oben definierten Kulturgeschichte, die mit eigenen Formen der Rationalität ausgestattet ist. Diese kommentierte Ausgabe, übersetzt von Dorothy Zinn, enthält die Feldforschungsfotos der vom Tarantismus Betroffenen bei der Durchführung des rituellen Exorzismus, ein Beispiel für den frühen Einsatz visueller Methoden in der ethnografischen Forschung durch die Autorin.