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Lars Von Trier Beyond Depression: Contexts and Collaborations
Lars von Trier hat sich von Anfang an den Ruf eines Provokateurs erworben - aber in den späten 2000er Jahren trat er in eine noch aufrührerischere Phase ein.
Inmitten der Kontroversen in Cannes zeigten Antichrist (2009), Melancholia (2011), Nymphomaniac (2013-14) und The House That Jack Built (2018) die filmische Virtuosität, die von Trier einst im Rahmen des Dogme-95-Manifests verboten hatte, und setzten das Publikum einem "extremen" Kino aus. Nachdem von Trier 2006 und 2007 an einer klinischen Depression erkrankt war, nahmen diese Filme vor dem Hintergrund der kontroversen öffentlichen Auftritte des Regisseurs eine aggressiv persönliche und retrospektive Wendung.
Entgegen weit verbreiteter Annahmen wählt Linda Badley einen rekonstruktiven Ansatz und bietet eine eingehende Untersuchung dieser vier Filme und der Kontexte, in denen sie entstanden sind. Auf der Grundlage zahlreicher Interviews mit dem Regisseur und seinen Mitarbeitern sowie dem Zugang zu Archivmaterial liefert sie eine gründliche und umfassende Darstellung von von Triers Vorproduktion und kreativem Prozess. Mit dem Schwerpunkt auf einer transmedialen Wende spürt Badley von Triers künstlerischen Vorbildern nach, von Wagner, Proust und dem Marquis de Sade bis hin zum skandinavischen Erotikkino und den Tropen des Serienkiller-Genres.
Sie betrachtet seine Darstellungen von Geisteskrankheit und Therapie, Geschlecht und Sexualität, Natur und Auslöschung und beleuchtet die thematischen Anliegen, die diese Filme als einen eigenen Zyklus vereinen. Das Buch bietet nuancierte Lesarten dieser Filme und betont die Bedeutung von Triers Werk für aktuelle kritische und philosophische Debatten, indem es zeigt, wie sie sich mit Begriffen des Anthropozäns, der "dunklen Ökologie" und des Postkinematischen auseinandersetzen.