
Latin American Cinemas: Local Views and Transnational Connections
In den letzten zwanzig Jahren hat das lateinamerikanische Kino einen enormen Aufschwung erlebt, der Filmkritiker und -wissenschaftler dazu veranlasst hat, den Beginn einer neuen Ära zu bejubeln. Mehr noch als eine florierende finanzielle oder produktionstechnische Infrastruktur ist dies ein Zeichen für eine erneuerte filmische Vision, die enger mit der Alltagserfahrung und den sozialen und kulturellen Belangen verbunden ist.
Die in dieser neuen Sammlung analysierten Filme reflektieren und untersuchen das zeitgenössische Leben in seiner Vielfalt und Einzigartigkeit, indem sie sich mit Identitätspolitik, Sexualität, dem Körper, der Familie und/oder der Gemeinschaft befassen. Unter besonderer Berücksichtigung von Jean-Luc Nancys Begriff der "funktionslosen Gemeinschaft" und Enrique Dussels Kritik an der "Modernität" verweben die Essays in diesem Band eine Entwicklung, die den Zusammenbruch des Nationalstaats in Lateinamerika und die Suche nach neuen gemeinschaftlichen Zusammenhängen betont. Der Zusammenbruch des Nationalstaats ist mit dem homogenisierenden Projekt der Moderne und den damit einhergehenden Hierarchien verbunden, die in ihrem Bestreben, Ordnung und Fortschritt durchzusetzen, diejenigen entfremdet haben, die nicht den konventionellen Normen entsprechen.
Als Antwort darauf bietet Nancy das Konzept der "inoperativen Gemeinschaft" an, das die gegenwärtigen Formen "operativer" Gemeinschaften in Frage stellt, die keine Individuation zulassen und stattdessen die Anerkennung von Pluralität und Singularität und die Ersetzung von Hierarchien durch horizontale und transversale Verbindungen implizieren.
Die Aufsätze im ersten Teil des Bandes, "Krise des Nationalstaats und Sehnsucht nach Gemeinschaft", hinterfragen den Nationalstaat und die mit ihm verbundenen Institutionen aus verschiedenen Perspektiven und Theorien, während der zweite Teil, "Sexualität, Vergewaltigung und Repräsentation", sich auf Konfigurationen von Pluralität und Singularität in Bezug auf Sexualität und Geschlecht konzentriert. Der dritte Teil des Buches, "Visions of the Transnational" (Visionen des Transnationalen), befasst sich mit der Anerkennung eines globalen Gefühls der Verbundenheit, das über lokale und nationale Grenzen hinausgeht.
Die elf Aufsätze sind methodisch breiter gefächert und decken ein breiteres Spektrum an Filmtraditionen ab als die meisten neueren Sammelbände zum lateinamerikanischen Kino. Sie stellen einen reichhaltigen neuen Beitrag zur Filmwissenschaft sowie zu den Kultur- und Geschlechterstudien dar. Mit Beiträgen von: Isabel Arredondo Nayibe Bermudez Barrios Gerard Dapena Luna de Avellaneda David W.
Foster Elizabeth Montes Garces Charlotte H. Gleghorn Myriam Osorio Elissa J. Rashkin Keith John Richards Paola Arboleda Rios Juana Suarez.