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Living Ramayanas
Es gibt kein einheitliches Ramayana, so wie es auch nicht nur eine Art von Menschen gibt. Das Epos, das Valmiki zuerst schrieb, hat sich über Raum und Zeit hinweg verändert und spiegelt das kulturelle Bewusstsein eines vielfältigen Querschnitts der Menschheit wider. Diese sehr unterschiedlichen sozialen Kontexte - in Indien, in Südostasien und in der ganzen Welt, und in verschiedenen Glaubensrichtungen, Kasten und Stämmen - haben eine immense Vielfalt an Ramayanas in mündlicher, textlicher und visueller Form hervorgebracht.
Azeez Tharuvana fühlte sich stark von der mündlichen Ramayana-Tradition der Stämme in Wayanad, Kerala, angezogen. Er erzählt uns, dass die Einheimischen glauben, dass Wayanad der Ort ist, an dem sich die gesamte Handlung des Ramayana abspielt. So ist in ihrer Version die Einsiedelei in Ashramkolly in der Nähe von Pulpally Valmikis Ashram, und Jadayattakavu ist der Ort, an dem Rama Sita an den Haaren festhielt, damit sie nicht in die Erde stürzte. Tharuvanas Recherchen zu dieser Tradition führten zu einem tieferen Eintauchen in die vielen Formen und Gestalten, die das Epos angenommen hat. Sie veranschaulicht, wie menschliche Gesellschaften Erzählungen umgestalten, um ihre einzigartige Identität und ihre moralischen und sozialen Kodizes zum Ausdruck zu bringen und zu behaupten.
In diesem Sinne ist das Ramayana nicht nur ein religiöser Text, sondern auch ein Symbol der Pluralität, voll von interessanten Abweichungen. Es ist ein sich ständig veränderndes Werk, das nie der Vergangenheit angehören wird. Die vielen tiefgründigen, oft unterhaltsamen Versionen des Epos, die in diesem scharfsinnigen und erhellenden Werk besprochen werden, zeugen davon, dass das Ramayana nicht als ein mythologischer Text aus der Vergangenheit, sondern als etwas Lebendiges, Vielstimmiges und Pluralistisches betrachtet werden muss. Durch die Geschichte Ramas wirft Azeez Tharuvanas Living Ramayanas ein Licht auf einen Text, der so umfassend ist wie kein anderer.