
Lineages of State Fragility: Rural Civil Society in Guinea-Bissau
In Guinea-Bissau, wie auch anderswo in Afrika, gibt es eine Diskrepanz zwischen dem Zentralstaat und der ländlichen Zivilgesellschaft. Dieser bedeutsame und übersehene Aspekt der politischen Entwicklung Guinea-Bissaus - die anhaltende Fähigkeit der Zivilgesellschaft, sich der staatlichen Macht zu entziehen und sie zu vereiteln - steht im Mittelpunkt von Joshua B. Forrests "Lineages of State Fragility".
Professor Forrest vertritt die Auffassung, dass die heutige Fragilität afrikanischer Staaten trotz europäischer Einflüsse nur dann vollständig erfasst werden kann, wenn man den einheimischen sozialen Kontext untersucht, in dem sich diese Staaten entwickelt haben. Am Beispiel von Guinea-Bissau zeigt Forrest die Entstehung einer starken und anpassungsfähigen "ländlichen Zivilgesellschaft" auf, die sich bis in die vorkoloniale Zeit zurückverfolgen lässt.
Lineages of State Fragility analysiert die sozialen, politischen und militärischen Erfahrungen dieser ländlichen Zivilgesellschaft, um die Ursprünge des weichen Staates Guinea-Bissau zu erklären. So identifiziert Forrest beispielsweise interethnische soziale und militärische Praktiken, die sich in den ländlichen Sozialstrukturen verfestigten und sich während der Kolonialzeit weiterentwickelten, so dass sich die Guinea-Bissauer gegen staatliche Übergriffe wehren konnten.
Lineages of State Fragility bietet eine unorthodoxe Erklärung der afrikanischen Politik, indem es die direkten sozialen Verbindungen zwischen der vorkolonialen, kolonialen und postkolonialen Periode nachzeichnet und die Rolle ländlicher Akteure bei der Bestimmung heutiger politischer Ergebnisse bekräftigt.
Basierend auf bemerkenswert umfangreichen Recherchen in Archiven in Guinea-Bissau, Senegal und Portugal stellt Lineages of State Fragility sowohl einen neuen Ansatz für die Vergangenheit und Gegenwart der Region als auch eine wichtige Synthese der bisherigen politischen Analyse dar.