Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Literary Exiles from Nazi Germany: Exemplarity and the Search for Meaning
Erfasst den Lernprozess der literarischen Exilanten der Nazi-Zeit auf den Spuren legendärer literarischer Vorbilder des Exils.
Das Exil ist so alt wie die Menschheit selbst, aber ein radikal neues Schicksal für den "Neuling" im Exil, der in eine Welt gerät, über die er aus eigener Erfahrung nichts wissen kann. Er kennt jedoch eine große Anzahl von Geschichten - Mythen, Legenden, Allegorien, biblische oder historische Berichte - über das Exil. Die Suche des Novizen nach einem Halt setzt einen Lernprozess in Gang, in dem die exilische Tradition eine wichtige Rolle spielt. Das vorliegende Buch fängt diesen Lernprozess ein: Es ist eine Kulturgeschichte des Exils, wie es Tausende von deutschen und österreichischen Schriftstellern und Intellektuellen erlebten, die sich dem Nationalsozialismus widersetzten: darunter Brecht, Canetti, Seghers, Remarque, die Manns und Ludwig Marcuse. Sie zeigt, wie das Exil durch das wachsende Bewusstsein und den Verweis auf die exemplarischen Gestalten eines gemeinsamen Schicksals langsam zur Realität wird. Zahlreiche Weggefährten, von den mythischen Gestalten Odysseus und Ahasverus ("Der ewige Jude") bis hin zu Schriftstellern wie Heinrich Heine und Victor Hugo, geben der Erfahrung des Exils einen Rahmen, verleihen ihr Bedeutung, verleihen ihr Tiefe und erheben sie sogar zu einem "hohen moralischen Amt". Sie tauchen häufig in den Erzählungen der Exilanten der Nazizeit auf.
Der russisch-amerikanische Exildichter Joseph Brodsky nannte Schriftsteller im Exil "retrospektive und rückwirkende Wesen". Was ihre rückblickenden Blicke auf der Suche nach Sinn in der Verbannung ergeben, steht im Mittelpunkt dieses Buches.
Johannes F. Evelein ist Professor für Sprach- und Kulturwissenschaften am Trinity College, Hartford, Connecticut.