Bewertung:

David Crawfords Ethnografie „Marokkanische Haushalte in der Weltwirtschaft“ erforscht das Leben und die Herausforderungen der Berberdorfbewohner in Tadrar, Marokko, und beleuchtet ihre gemeinschaftlichen Anstrengungen, ihre Arbeitsteilung und ihre Erfahrungen mit der Globalisierung. Das Buch behandelt wesentliche Themen wie Ungleichheit, Geschlechterrollen und die Spannung zwischen traditionellen und modernen Lebensstilen und dient letztlich als Reflexion über die globale Verflechtung.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert und bietet eine ausgewogene Mischung aus Erkenntnissen und Erfahrungen der Autorin, was es überraschend unterhaltsam und fesselnd macht. Es bietet einen umfassenden Einblick in die Berbergemeinschaft und ihre sozialen Strukturen und räumt wirksam mit Mythen über „traditionelle“ und „moderne“ Gesellschaften auf. Der Text ist zugänglicher als ähnliche Werke und wird durch nützliche Tabellen ergänzt.
Nachteile:Manche Leser werden den Text bisweilen als trocken empfinden, und das Buch geht nicht so ausführlich auf die Verbindungen zur Weltwirtschaft ein, wie der Titel vermuten lässt. Auch wenn das Buch tiefe Einblicke gewährt, könnten sich die Leser mehr Details zu bestimmten Aspekten der Weltwirtschaft wünschen, die mit Tadrar in Verbindung stehen.
(basierend auf 9 Leserbewertungen)
Moroccan Households in the World Economy: Labor and Inequality in a Berber Village
Im Hohen Atlasgebirge von Marokko, weit entfernt von der Hektik und dem Lärm der städtischen Zentren, liegt ein Dorf aus Lehm und Felsen, das sich kaum von der umgebenden Landschaft abhebt. Bei näherem Hinsehen erkennt man jedoch eine sorgfältig geplante Gemeinschaft von Häusern, die sich an die Bäume schmiegen, wo Felsrutsche am wenigsten häufig sind, und steile Terrassen von Gerstenfeldern, die knapp über dem Hochwasserpegel der Quelle liegen. Die Berber sprechenden Muslime, die an diesen steilen Berghängen leben und Landwirtschaft betreiben, arbeiten gemeinsam an der mühsamen Aufgabe, die Felder während der Trockenzeit zu bewässern, und setzen damit eine lange Tradition fort, Land, Arbeit und andere wichtige Ressourcen gemeinsam zu verwalten. In Moroccan Households in the World Economy (Marokkanische Haushalte in der Weltwirtschaft) liefert David Crawford eine detaillierte Studie über den Lebensrhythmus der Berber im Hochland, von der täglichen Routine des Lebensunterhalts in einer so anspruchsvollen Umgebung bis hin zu den Beziehungen zwischen dem Einzelnen, der Gemeinschaft und der nationalen Wirtschaft.
Crawford beweist ein bemerkenswert umfassendes Verständnis für jeden Haushalt und jede Person im Dorf und zeichnet die Feinheiten der Zusammenarbeit zwischen den Haushalten im Laufe der Zeit nach. Mit Hilfe eines Kalküls, das als "Arrangieren der Knochen" bekannt ist, versuchen die Dorfbewohner, die Ungleichheit langfristig auszugleichen, indem sie die Schwankungen der Bedürfnisse und Kapazitäten jeder Person, jedes Haushalts und jeder Familie in den verschiedenen Phasen ihrer Geschichte berücksichtigen. Die Tradition schreibt vor, dass Kinder ihren Eltern und Großeltern Arbeit "schulden", solange sie leben, und die Väter entscheiden, wann und wo die Kinder in ihrem Haushalt arbeiten. Einige werden aufgrund eines Versprechens längst verstorbener Vorfahren gebeten, für weit entfernte religiöse Hütten oder städtische Verwandte zu arbeiten, die sie noch nicht kennen. Andere müssen in die Städte auswandern, um als Lohnarbeiter zu arbeiten und ihren Verdienst nach Hause zu schicken, um ihre ländlichen Haushalte zu unterstützen.
Während Männer und Frauen ihre Gemeinschaft verlassen, um zu arbeiten, kommen Marokko und die weite Welt in Form von Verwaltern, Entwicklungsagenten und Vertretern kommerzieller Interessen in das Dorf, alle mit ihren eigenen Plänen und ihrem eigenen Zeitempfinden. Indem er eine klassische Studie auf Dorfebene einbezieht, die sich dennoch mit den Realitäten der heutigen Migration auseinandersetzt, fasst Crawford kurz und bündig gängige Wahrnehmungen und falsche Vorstellungen über die Gemeinschaft zusammen und übt gleichzeitig eine deutliche Kritik an der globalen Expansion des Kapitals.
In dieser wunderschön beobachteten Ethnografie stellt Crawford Annahmen darüber in Frage, wie westliche Wirtschaftsprozesse auf andere Kontexte übertragen werden können, und zieht den Leser in eine exotische Welt voller rauchgefüllter Küchen, schmutziger Räume und gemeinsamer Mahlzeiten auf dem Dach - eine Welt, die ebenso faszinierend wie lehrreich ist.