
Mediatic Handology: Shaping Images, Interacting, Magicking
Die digitale Kultur bedeutet etymologisch gesehen eine Kultur der Finger (vom lateinischen digitus).
Obwohl unsere heutige Zeit immer noch durch die Linse eines übermächtigen visuellen Paradigmas betrachtet wird, ist unsere Medienpraxis vor allem körperlich geworden, da sich die Rolle der Hände als immer entscheidender erwiesen hat und Gesten zunehmend als Werkzeuge des Denkens und der Konzeptualisierung konstruiert worden sind. In dieser Ausgabe werden wichtige Fallstudien aus Film und visueller Kultur vorgestellt, die vom klassischen bis zum experimentellen Kino, von der Wissenschaftsvisualisierung bis zur Esoterikkultur reichen.
In allen Bereichen werden gefilmte Hände zu außergewöhnlichen Operatoren der Sichtbarkeit: Sie stellen imaginäre Welten dar, die sich nicht auf die Wahrnehmung durch das Auge stützen, sie machen die Intimität des menschlichen Wesens sichtbar, sie geben dem Blick des Zuschauers Gestalt und, konkreter, dem Bild selbst durch Gesten der Pflege und Restaurierung des Filmstreifens sowie durch die Verankerung des Sehens durch Datenvisualisierungsprozesse. Als hypnotisches und kraftvolles Motiv repräsentieren die Hände die körperliche Grundlage des filmischen Mediums und die unauslöschliche Kristallisation des Menschlichen in der Technik.