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Medievalism, Politics and Mass Media: Appropriating the Middle Ages in the Twenty-First Century
Eine Erkundung, wie das Mittelalter in der heutigen Kommunikation ideologisch manipuliert wird.
Im Jahr 2001 erregte George Bush weltweit Aufsehen, als er den beginnenden Krieg gegen den Terror als "Kreuzzug" bezeichnete. Seine Äußerungen wurden jedoch von der Al-Qaida begrüßt, die die westlichen Mächte seit langem mit genau denselben Worten als moderne Kreuzritter bezeichnete, die erneut in den Nahen Osten einmarschierten. Zehn Jahre später, im Jahr 2011, verübte Anders Behring Breivik einen tragischen Anschlag in Norwegen, bei dem 77 unbewaffnete Zivilisten, zumeist Teenager, getötet wurden. Breivik sah sich selbst als Tempelritter, als Mitglied einer Gruppe von Rittern, die angeblich 2002 in London von einem "Lionheart" wiederbelebt wurde. Spätere Ermittlungen ergaben, dass der Blogger Lionheart möglicherweise Verbindungen zur rechtsgerichteten, antimuslimischen English Defence League und anderen so genannten "Counterjihad"-Bloggernetzwerken hatte, die eine islamische Invasion in Europa anprangern.
Obwohl es sich um extreme Beispiele handelt, haben alle diese Fälle ein entscheidendes Detail gemeinsam: die Rahmung aktueller politischer Themen durch erkennbare mittelalterliche Präzedenzfälle. Bei der weit verbreiteten Verwendung des Mediävismus in sozialen und massenmedialen Kanälen ist klar, dass solche politischen Mediävismen nicht als spezifischer Verweis auf einen historischen Präzedenzfall gedacht sind, sondern als Nutzung der Vergangenheit für moderne Anliegen. Das Argument dieses Buches ist, dass wir neue Wege brauchen, um diese Art von Mediävismus zu analysieren; weit über das Konzept des Anachronismus oder der Ungenauigkeit hinaus beeinflussen Verweise auf Kreuzzüge, Tempelritter und Wikinger die Art und Weise, wie wir unsere Welt verstehen. Anhand von Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft untersucht der Autor, welche Auswirkungen eine solche mittelalterliche Terminologie auf ein massenmediales Publikum und auf das Verständnis des Mittelalters im Allgemeinen haben kann.
ANDREW B. R. ELLIOTT ist Dozent für Medien- und Kulturwissenschaften an der Universität von Lincoln.