
„Für einige Jahre in dieser Zeit gab es einen echten Arzt in Praesto, denn Jens Kofod praktizierte hier von 1792 bis 1794, als er Gesundheitsbeamter wurde und Praesto sich wie zuvor mit einem Chirurgen begnügen musste.“.
Dieses Zitat stammt aus einem der Hauptwerke der dänischen Medizingeschichte, das 1873 von dem Arzt und Medizinhistoriker J. V.
C. Ingerslev veröffentlicht wurde, und bildet den Ausgangspunkt von Birgitte Rorbyes Studie darüber, wie die dänische Ärzteschaft über mehrere Jahrhunderte hinweg in der Lage war, ein verbindliches Narrativ von sich selbst als den „wahren Ärzten“ des dänischen Gesundheitsdienstes zu konstruieren. Anhand einer narrativ-kulturellen Studie von Schriften zur Medizingeschichte und anderen historischen Quellen deckt Birgitte Rorbye das Narrativ der „wahren Ärzte“ auf, das zum Ausschluss anderer Berufsgruppen und Systeme aus dem offiziellen und anerkannten öffentlichen Gesundheitssystem geführt hat, weil sie „alternativ“ waren.
Was ist mit dem Begriff „wahrer Arzt“ gemeint? Ist er ein gültiger Begriff in Bezug auf unterschiedliche Zeiten und Gesellschaften? Was war ein „wahrer Arzt“ in den Jahren 1494, 1594, 1694, 1794, 1894, 1994? Die Antwort hängt sowohl von der Geschichte als auch von demjenigen ab, der sie erzählt. Birgitte Rorbyes neue und andere Geschichte wendet sich an Ärzte, Historiker, Kulturwissenschaftler und andere an der Geschichte der Medizin Interessierte.