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Melodrama Unbound: Across History, Media, and National Cultures
Zu lange wurde das Melodrama mit veralteten und moralisch simplifizierenden Stereotypen der viktorianischen Bühne in Verbindung gebracht; zu lange hat die Filmwissenschaft es als ein singuläres häusliches Genre familiärer und emotionaler Krisen konstruiert, das entweder subversiv exzessiv oder eng auf die Dilemmata von Frauen ausgerichtet ist. Auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der transnationalen Theater-, Film- und Kulturgeschichte zeigt dieser Band, dass das Melodrama eine transgenerische Form ist, die seit langem grundlegende Aspekte des modernen Lebens und Fühlens anspricht.
Der Band verweist auf die Wurzeln des Melodrams in der altgriechischen Kombination von melos und Drama und auf die mittelalterliche christliche Ikonographie, die sich auf das Pathos Christi als leidender menschlicher Körper konzentriert. Er unterstreicht die Bedeutung des Melodrams für die Moderne als eine Form der emotionalen Dramaturgie, deren soziale und ästhetische Bedingungen lange vor der Französischen Revolution entstanden.
Die Autoren formulieren neue Denkweisen über das Melodrama, die seine Allgegenwärtigkeit in verschiedenen nationalen Kulturen und in einer Vielzahl von Genres unterstreichen. Sie untersuchen, wie das Melodrama nach Indien, China, Japan und Südamerika gelangte und dort transformiert wurde, sei es durch koloniale Kreisläufe oder später durch die Globalisierung; wie sich das Melodrama mit anderen Formen wie Romantik, Komödie und Realismus vermischt; und schließlich, wie das Melodrama die dramatischen Funktionen von Geschlecht, Klasse und Ethnie modernisiert hat, indem es lebenswichtige ästhetische und emotionale Erfahrungen für ein vielfältiges Publikum inszenierte.