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Coping with Defeat: Sunni Islam, Roman Catholicism, and the Modern State
Die überraschenden Ähnlichkeiten im Aufstieg und Fall des sunnitisch-islamischen und des römisch-katholischen Imperiums gegenüber dem modernen Staat
Coping with Defeat präsentiert ein historisches Panorama des islamischen und des katholischen politisch-religiösen Imperiums und zeigt verblüffende Parallelen in ihrer Beziehung zum modernen Staat auf. Auf der Grundlage von Interviews, Ortsbesichtigungen und Archivrecherchen in der Türkei, Nordafrika und Westeuropa zeigt Jonathan Laurence, wie sowohl sunnitische als auch katholische Autoritäten über Hunderte von Jahren drei große Schocks und Verschiebungen erlebten - die religiöse Reformation, den Aufstieg des Nationalstaats und die Massenmigration. Infolgedessen akzeptierten die katholischen Institutionen schließlich die politische Zuständigkeit des Staates und machten die transnationale geistliche Führung zu ihrer zentralen Aufgabe. Laurence zeigt, dass sich in der sunnitischen muslimischen Welt im einundzwanzigsten Jahrhundert ein ähnlicher Prozess vollzieht.
Laurence identifiziert institutionelle Muster vor und nach dem politischen Zusammenbruch und zeigt, wie zentralisierte Religionsgemeinschaften ihre Macht in unterschiedlichem Tempo und zu unterschiedlichen Zeiten aufgeben. Während das frühe Christentum und der Islam durch missionarische Expansion gekennzeichnet waren, sind religiöse Institutionen, die in der Neuzeit entstanden sind, in erster Linie defensiver Natur. Sie reagieren auf die einfache, aber übersehene Notwendigkeit, sich an politische Niederlagen anzupassen und gleichzeitig ideologische Angriffe auf ihre spirituelle Autorität abzuwehren. Laurence kommt unter anderem zu dem Schluss, dass die Abschaffung des Islams - die Abschaffung der Ministerien für islamische Angelegenheiten in der muslimischen Welt - der Versöhnung mit der Rechtsstaatlichkeit eher schaden als helfen würde.
In Coping with Defeat werden geografische, politische und demografische Umwälzungen untersucht, und es wird erörtert, wie zentralisierte Religionen mit dem Verlust ihres Ansehens Frieden schließen.