Bewertung:

Greg Fricciones Buch erforscht die tiefen Verbindungen zwischen Medizin, Mitgefühl und Evolutionstheorie und betont die Rolle der Bindung als grundlegender Mechanismus für Heilung und menschliche Verbindung. Der Autor synthetisiert Wissen aus verschiedenen Disziplinen, um ein tiefgreifendes Argument für die Bedeutung von Beziehungen in der Gesundheitsversorgung und der menschlichen Entwicklung zu präsentieren.
Vorteile:⬤ Interdisziplinäre Synthese von Wissenschaft und Spiritualität.
⬤ Ein zutiefst mitfühlender und herzlicher Ansatz.
⬤ Bietet aufschlussreiche Verbindungen zwischen Bindungstheorie und evolutionären Konzepten.
⬤ Fesselnde persönliche Anekdoten, die das Verständnis komplexer Ideen fördern.
⬤ Die Bedeutung der menschlichen Verbindung für die Heilung wird anerkannt.
⬤ Einige Abschnitte sind sehr technisch und können für Gelegenheitsleser schwierig sein.
⬤ Wissenschaftliche Details können aufgrund der sich weiterentwickelnden Neurowissenschaften schnell veralten.
⬤ Nicht alle Leser finden die Hypothesen des Autors überzeugend durch Beweise gestützt.
⬤ Langatmige Passagen können das Engagement des Lesers herausfordern.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
Compassion and Healing in Medicine and Society: On the Nature and Use of Attachment Solutions to Separation Challenges
Die wissenschaftlichen Prinzipien der Medizin mit der Liebe in Einklang zu bringen, die für eine sinnvolle Pflege unabdingbar ist, ist keine leichte Aufgabe, die Gregory L. Fricchione in Compassion and Healing in Medicine and Society jedoch meisterhaft bewältigt.
Im Mittelpunkt dieses Buches steht eine zum Nachdenken anregende Analyse der Beziehung zwischen Evolutions- und Neurowissenschaft. Fricchione stellt die Theorie auf, dass die Schreie schwerkranker Patienten nach Bindung ein zugrunde liegendes evolutionäres Prinzip widerspiegeln, das als Trennungsherausforderungs- und Bindungslösungsprozess bezeichnet wird. Die Bitten der Patienten, erklärt er, sind verbaler Ausdruck der Evolutionsgeschichte selbst. Indem wir die Wurzeln der Bindungsbedürfnisse eines Patienten erforschen, begegnen wir einer entscheidenden Komponente der natürlichen Selektion und des evolutionären Prozesses. Die Medizin befasst sich mit dem Trennungsherausforderungs- und Bindungslösungsprozess auf vielen Ebenen des wissenschaftlichen Wissens und der menschlichen Bedeutung und Heilung.
Fricchione wendet diese Konzepte auf die medizinische Versorgung an und ermutigt die Ärzte, sie vollständig zu verstehen, damit sie ihre Patienten besser behandeln können. Mitfühlende humanistische Pflege fördert die körperliche, emotionale und spirituelle Heilung, gerade weil sie mit der Entwicklung des Lebens, des Gehirns und der Menschheit übereinstimmt. Sie ist daher kein Luxus der modernen medizinischen Versorgung, sondern ein wesentlicher Bestandteil davon.
Fricchione plädiert für ein bindungsorientiertes medizinisches System, in dem Ärzte Stress und Resilienz bewerten und einen integrativen Behandlungsplan für die ganze Person verschreiben, der die Neigung zur Gesundheit fördert. Es gibt eine Weisheit oder eine immerwährende Philosophie, die auf mitfühlender Liebe basiert, die, wie Fricchione betont, die medizinische Gemeinschaft bei der Gestaltung der zukünftigen Gesundheitsversorgung nutzen muss - und die die Gesellschaft bei der Bewältigung der Herausforderungen der Trennung zu schätzen weiß.
--George Vaillant, M. D., Harvard Medical School.