
Modeling Motherhood in Weimar Germany: Political and Psychological Discourses in Women's Writing
Zeigt, wie sozialistische Diskurse und psychoanalytische Ideen die modernen Mutterschaftsmodelle linker und gesellschaftskritischer Schriftstellerinnen in der Weimarer Presse und Literatur prägten.
Die Erfahrungen und Möglichkeiten von Frauen in der Weimarer Republik (1919-1933) waren geprägt von den Spannungen zwischen den Fortschritten bei den Frauenrechten und dem weit verbreiteten Festhalten an konservativen Vorstellungen von Geschlechterrollen und der mütterlichen Pflicht der Frau. Das Buch untersucht diese Spannungen, die besonders auf der politischen Linken ausgeprägt waren, durch die Analyse der Interventionen sozialistischer und sozialkritischer Schriftstellerinnen in zeitgenössischen Debatten über Geschlecht und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Für Frauen in der Weimarer Republik stellte das Schreiben ein subversives Medium dar, durch das sie ihre Reproduktionspolitik individualisieren und sich moderne Modelle der Mutterschaft vorstellen konnten.
In den in diesem Buch untersuchten literarischen und journalistischen Texten finden sich verlässliche und erstrebenswerte Mutterpraktiken und Mutterfiguren. Theoretische und didaktische Werke (von Alice Rhle-Gerstel und Henny Schumacher) sowie Beispiele aus der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift Frauenwelt zeigen, wie Schriftstellerinnen neue psychologische Ideen aufgriffen und adaptierten, um ihre Texte als modern und verbindlich zu positionieren. Eine genaue Analyse kritisch vernachlässigter didaktischer Texte (von Hermynia Zur Mhlen, Maria Leitner, Elfriede Brning und Else Kienle) und gesellschaftskritischer Populärliteratur (von Irmgard Keun, Vicki Baum und Gabriele Tergit) zeigt, wie Schriftstellerinnen Modelle von Mutterschaft und Familie entwarfen, die mit ihren politischen Überzeugungen und modernen Lebensstilen vereinbar waren. Das Buch offenbart einen pragmatischen Diskurs, der für eine fortschrittliche Politik in Bezug auf reproduktive Entscheidungen und die Rechte alleinerziehender Mütter eintrat, während die Vorstellungen von der mütterlichen Natur und Pflicht der Frau weitgehend unangefochten blieben.