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Mondegreen: Songs about Death and Love
Ein Mondegreen ist etwas, das von jemandem falsch gehört wird, der diese Fehlinterpretation dann als Tatsache festhält. Passenderweise beschäftigt sich Volodymyr Rafeyenko in seinem Roman Mondegreen: Lieder über den Tod und die Liebe untersucht die Art und Weise, wie Erinnerung und Sprache unsere Identität konstruieren, und wie wir daran festhalten, egal was passiert.
Der Roman erzählt die Geschichte von Haba Habinsky, einem Flüchtling aus der ukrainischen Donbass-Region, der bei Ausbruch des ukrainisch-russischen Krieges in die Hauptstadt Kiew flieht. Seine physische Entwurzelung - und seine anschließende willentliche Übernahme der ukrainischen Sprache - versetzen den Protagonisten in einen Zustand der Orientierungslosigkeit, in dem er gezwungen ist, seine Überzeugungen zu hinterfragen.
Der Roman ist in einem schönen, experimentellen Stil geschrieben und zeigt, wie Menschen - und Städte - zu radikalen Veränderungen fähig sind und wie sich dies wiederum auf ihre zwischenmenschlichen Beziehungen und ihre kulturelle Identifikation auswirkt. Der Roman greift wichtige Themen auf, die durch die 2014 begonnene russische Aggression aufgewühlt wurden, und zeichnet sich durch die innovative und aufschlussreiche Art und Weise aus, in der er sie seziert, während er gleichzeitig eine neue Perspektive auf die ukrainische Identität im Donbas bietet.