Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Moral Values
Nicolai Hartmann (1882-1950) hat zusammen mit Henri Bergson und Martin Heidegger maßgeblich dazu beigetragen, die Metaphysik in der Philosophie wieder zu etablieren. Anders als seine Zeitgenossen war Hartmann jedoch deutlich von Platon beeinflusst. Seine tour-de-force, Ethik, die 1932 in englischer Sprache als Ethics veröffentlicht wurde, ist vielleicht das herausragendste Werk über Moralphilosophie, das im zwanzigsten Jahrhundert entstanden ist.
Im ersten Teil der Ethik (Moralische Phänomene) befasste sich Hartmann mit der Struktur der ethischen Phänomene und kritisierte Utilitarismus, Kantianismus und Relativismus als irreführende Ansätze. Im zweiten Teil, Moralische Werte, beschreibt der Autor alle Werte als ein komplexes und noch unvollkommen bekanntes System. Die Verwirklichung der nicht-moralischen und der elementaren moralischen Werte ist eine notwendige Bedingung für die Verwirklichung der höheren Werte. Aus diesem Grund haben die rudimentären Werte einen vorrangigen Anspruch.
Hartmann skizziert die Grundzüge der wichtigsten Tugenden und zeigt, dass die in jeder Situation erforderliche moralische Disposition immer eine spezifische Synthese verschiedener und oft widersprüchlicher Werte ist. Indem er grundlegende moralische Werte - wie Güte, Edelmut und Vitalität - und besondere moralische Werte - wie Gerechtigkeit, Weisheit, Mut, Selbstbeherrschung, Vertrauenswürdigkeit und Bescheidenheit - beschreibt, bringt Hartmann die theoretische Philosophie in den Bereich der Praxis.
Der fesselnde und aufschlussreiche Band Moralische Werte bleibt ein wesentlicher Beitrag zur moralischen und ethischen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts. Hartmann bietet ein in sich geschlossenes System der Ethik, das dennoch eine konservative Sicht auf das gesellschaftliche Leben bietet.