Bewertung:

Das Buch „Mord in der Metro“ bietet eine detaillierte, wissenschaftliche Untersuchung des ungeklärten Mordes an Laetitia Toureaux vor dem Hintergrund des Frankreichs der 1930er Jahre und seiner komplizierten politischen Landschaft. Es verbindet historische Forschung mit einer fesselnden Erzählung, die den Aufstieg rechtsextremer Bewegungen, insbesondere der Cagoule, in einer Zeit des Aufruhrs und der Polarisierung beleuchtet. Die Autoren Brunelle und Finley-Croswhite argumentieren für die Bedeutung dieses Falles für das Verständnis des größeren historischen Kontextes der französischen Zwischenkriegszeit.
Vorteile:Gründliche Recherche, fesselnd geschrieben, erweckt historische Figuren und Ereignisse zum Leben, bietet einzigartige Einblicke in das Frankreich der 1930er Jahre, vermischt Krimi mit politischer Analyse, hat potenziellen pädagogischen Wert für das Verständnis vergangener politischer Klimata.
Nachteile:Kann für manche Leser zu akademisch oder trocken sein, kann sich aufgrund der Detailorientierung wiederholen, löst den Mordfall letztlich nicht und kann Spekulationen über historische Interpretationen enthalten.
(basierend auf 15 Leserbewertungen)
Murder in the Mtro: Laetitia Toureaux and the Cagoule in 1930s France
Am Abend des 16. Mai 1937 öffneten sich die Zugtüren am Bahnhof Porte Dor e im Pariser M tro, und man sah eine sterbende Frau, die am Fenster zusammengesackt war, mit einem acht Zentimeter langen Stilett, das bis zum Griff in ihrem Hals steckte. Niemand war Zeuge des Verbrechens, und der Mörder hinterließ kaum forensische Beweise. Dieser allererste Mord im Pariser M tro beherrschte im Sommer 1937 wochenlang die Schlagzeilen, als Journalisten und die Polizei langsam die schockierende Wahrheit über das Opfer herausfanden: eine 29-jährige italienische Einwanderin, die schöne und schwer fassbare Laetitia Toureaux. Toureaux schuftete tagsüber in einer Fabrik, verbrachte aber ihre Nächte als Spionin in der zwielichtigen Pariser Unterwelt. So wie die gefährliche Spionin Mata Hari die Pariser einer früheren Generation faszinierte, hielt das Rätsel um den Mord an Toureaux die französische Öffentlichkeit im Vorkriegs-Paris in Atem, während die Polizei vergeblich versuchte, ihren Mörder zu identifizieren.
In Murder in the M tro enträtseln Gayle K. Brunelle und Annette Finley-Croswhite das komplizierte und geheimnisvolle Leben von Toureaux und bewerten ihre komplexe Identität im größeren politischen Kontext der damaligen Zeit. Sie folgen der Spur von Toureauxs Mordermittlung zum Comit Secret d'Action R volutionnaire, einer geheimen rechtsgerichteten politischen Organisation, die im Volksmund als Cagoule oder Kapuzenmänner bekannt ist. Besessen von der kommunistischen Bedrohung, die sie in der wachsenden Macht der Gewerkschaften und der französischen Linken sahen, zielten die Führer des Cagoule darauf ab, Frankreichs Dritte Republik zu stürzen und ein autoritäres, mit Italien verbündetes Regime zu installieren. Mit Mussolini als Verbündetem und dem italienischen Faschismus als Vorbild schreckten sie nicht davor zurück, Gewaltverbrechen zu begehen und Terror zu schüren, um ihr Ziel zu erreichen. Im Jahr 1936 infiltrierte Toureaux auf Geheiß der französischen Polizei diese gefährliche Terroristengruppe und verführte einen ihrer Anführer, Gabriel Jeantet, um an weitere Informationen zu gelangen. Diese Operation, so zeigen die Autoren, kostete Toureaux schließlich das Leben. Die Geschichte von Laetitia Toureaux steht stellvertretend für die Turbulenzen im Frankreich der 1930er Jahre, als sich das Land auf einen Krieg vorbereitete, den die meisten Menschen zwar fürchteten, von dem sie aber annahmen, dass er kommen würde. Diese Zeit löste daher große Ängste aus, bot Toureaux aber auch neue Möglichkeiten - und Risiken -, als sie die Identität einer modernen Frau annahm.
Die Autoren enträtseln ihre Ermordung, während sie ihre Geschichte und die der Cagoule in der populären Kultur und der konfliktreichen Politik des Frankreichs der 1930er Jahre erzählen.
Durch die Untersuchung von Dokumenten im Zusammenhang mit dem Mord an Toureaux - Dokumente, die die französische Regierung bis 2038 unter Verschluss hält - bringen Brunelle und Finley-Croswhite den Tod von Toureaux nicht nur mit der Cagoule in Verbindung, sondern auch mit dem italienischen Geheimdienst, für den sie als Informantin tätig war. Ihre Nachforschungen liefern wahrscheinliche Antworten auf die Frage nach der Identität von Toureauxs Mörder und bieten einen faszinierenden Einblick in die dunklen und gefährlichen Straßen des Paris der Vorkriegszeit.