Bewertung:

Michael Rothbergs „Multidirektionales Gedächtnis“ versucht, die Kluft zwischen Holocaust-Studien und postkolonialen Studien zu überbrücken, indem es die nuancierten Wechselwirkungen zwischen verschiedenen kollektiven Erinnerungen untersucht. Das Buch bietet tiefe intellektuelle Einsichten, kann aber aufgrund seiner dichten Sprache schwierig zu lesen sein.
Vorteile:Das Buch liefert ein überzeugendes Argument für die Verflechtung kollektiver Erinnerungen, setzt sich mit bedeutenden Denkern auseinander und enthüllt komplexe Ironien. Es regt zu einem umfassenderen Verständnis historischer Erzählungen an und gilt als unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für Erinnerungsstudien oder Dekolonisierung interessieren.
Nachteile:Der Text ist anspruchsvoll und zuweilen übermäßig gelehrt, was die Hauptargumente verdecken kann. Außerdem gibt es einige Wiederholungen. Ein Rezensent berichtete über ein physisches Problem mit dem Buch: Es sei beim Öffnen auseinandergefallen.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Multidirectional Memory: Remembering the Holocaust in the Age of Decolonization
Multidirectional Memory bringt zum ersten Mal Holocaust-Studien und postkoloniale Studien zusammen. Mit einem vergleichenden und interdisziplinären Ansatz argumentiert das Buch in zweierlei Hinsicht über die Erinnerung an den Holocaust in einem globalen Zeitalter, indem es sie in den unerwarteten Kontext der Dekolonisierung stellt.
Einerseits zeigt es, wie der Holocaust die Artikulation anderer Opfergeschichten ermöglicht hat, während er gleichzeitig als "einzigartig" unter den von Menschen verübten Gräueln deklariert wurde. Andererseits wird die überraschende und selten anerkannte Tatsache aufgedeckt, dass die öffentliche Erinnerung an den Holocaust zum Teil dank Nachkriegsereignissen entstanden ist, die auf den ersten Blick wenig mit ihm zu tun haben. Insbesondere wird in Multidirectional Memory deutlich, wie die laufenden Prozesse der Entkolonialisierung und die Bürgerrechtsbewegungen in der Karibik, in Afrika, Europa, den Vereinigten Staaten und anderswo die Erinnerung an den Holocaust unerwartet in Gang brachten.
Rothberg beschäftigt sich sowohl mit bekannten als auch nicht-kanonischen Intellektuellen, Schriftstellern und Filmemachern, darunter Hannah Arendt, Aim Csaire, Charlotte Delbo, W. E.
B. Du Bois, Marguerite Duras, Michael Haneke, Jean Rouch und William Gardner Smith.