
Musical Debate and Political Culture in France, 1700-1830
Im 18. und frühen 19. Jahrhundert war das französische Kulturleben von Debatten über das Wesen und die Form des musikalischen Ausdrucks, insbesondere in der Oper, durchdrungen. Diese so genannten Querelles, die sich in einer Flut von Pamphleten, Artikeln, Briefen und Gedichten sowie in der Störung von Aufführungen äußerten, wurden damals als ein typisch französisches Phänomen angesehen und werden seither von der Wissenschaft daraufhin untersucht, was sie uns über die französische Politik und Kultur in der Revolutionszeit sagen können.
Dies ist die erste umfassende Darstellung der gesamten Geschichte dieses Phänomens, von den Anfängen in den letzten Jahren Ludwigs XIV. bis in die 1820er Jahre, als die neuen musikalischen Herausforderungen von Berlioz und Wagner dieser besonderen Form der Debatte ein Ende bereiteten. Arnold analysiert die einzelnen Querelles und zeigt, wie sie das politische und kulturelle Geschehen im weiteren Sinne widerspiegeln und mitbestimmen. Gleichzeitig spürt er Themen auf, die ihnen in unterschiedlichem Maße gemeinsam sind - Fragen der Autorität, des nationalen Prestiges und des Verhältnisses von Sprache und Musik. Während einige Wissenschaftler diese Auseinandersetzungen als bloße Stellvertreterpolitik charakterisiert haben, zeichnet Arnold ein nuancierteres Bild und zeigt, dass die Musik selbst über künstlerische Kreise hinaus ernst genommen wurde, weil ihr eine große, potenziell grenzenlose Macht über das Volksempfinden und damit implizit auch die Macht zur Reform der Gesellschaft und zur Veränderung der Welt zugeschrieben wurde.
R. J. Arnold ist ehrenamtlicher Forschungsstipendiat an der Birkbeck University of London.