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Muscle Memory
Jenny Lious erster Gedichtband verbindet die Welt der Käfigkämpfe mit den Traumata der Einwanderung.
In Muscle Memory setzt sich die in Washington lebende Dichterin Jenny Liou mit Gewalt und Identität auseinander, beginnend mit der Umzäunung des Käfigs eines Preisboxers und ausstrahlend auf die Diaspora der chinesisch-amerikanischen Geschichte. Liou schreibt mit sparsamer, verblüffender Lyrik darüber, wie Käfigkämpfe Erleichterung von den Traumata boten, die von den verschwindenden Geistern der Diaspora verursacht wurden; wie im Käfig ein Ellbogen eine Augenbraue spaltet oder ein Armhebel eine Gliedmaße bricht, und selbst wenn man einen Kampf verliert, hat man etwas gewonnen: Schmerz. Liou stellt die physische Manifestation von Gewalt in ihrem Sport neben die tieferen Traumata der Einwanderung und ihre eigene komplizierte Suche nach Identität, wobei sie erforscht, was sie von ihrem chinesischen Einwanderervater geerbt hat - der ebenfalls von Poesie und Kampfsport besessen war. Als sie schließlich den Käfig verlässt, um ihre eigenen Kinder aufzuziehen, beginnt Liou sich zu fragen, wie Gewalt und Geschichte von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden und ob Heilung ohne Vergessen möglich ist.
Jenny Liou (geb. 1983) ist Englischprofessorin am Pierce College und Profi-Käfigkämpferin im Ruhestand. Sie lebt und schreibt in Covington, Washington.