
Mother & Myth in Spanish Novels: Rewriting the Matriarchal Archetype
Was wäre, wenn die Göttin Athene, die ausgewachsen dem Kopf des Zeus entsprang und leugnete, eine Mutter zu haben, sich der zwingenden Existenz ihres anderen Elternteils bewusst würde? Was wäre, wenn sie entdeckte, dass ihre Mutter Metis - die erste Frau des Zeus und laut Hesiod "weiser als alle Götter und Sterblichen" - von ihrem Vater verschluckt wurde und ihm weiterhin ihre Weisheit aus seinem Bauch heraus vermittelte? Jüngste spanische Frauenromane sind eine Parallele zu dieser hypothetischen, auf dem griechischen Mythos basierenden Situation, indem sie weibliche Protagonistinnen zeigen, die obsessiv das Leben ihrer Mütter untersuchen und versuchen, sie zu kennen und zu verstehen.
In Mutter und Mythos in spanischen Romanen untersucht Sandra J. Schumm sechs Erzählungen spanischer Autorinnen, die seit dem Jahr 2000 erschienen sind und in deren Mittelpunkt die Suche einer Tochter nach mehr Wissen über ihr matriarchalisches Erbe steht: La mitad del alma von Carme Riera, Un milagro en equilibrio von Luc a Etxebarria, El coraz n del t rtaro von Rosa Montero, De oca a oca von Cristina Cerezales, Las mujeres que hay en m von Mar a de la Pau Janer und Historia de un abrigo von Soledad Purtolas.
In jedem dieser Romane erkennt die Protagonistin, dass die Unfähigkeit, den Verlust ihrer Mutter in ihr Leben zu integrieren, dazu führt, dass sie sich selbst nicht definieren kann. Ohne die Aufwertung des mütterlichen Subjekts ist das Erbe der Tochter gefährdet - auch sie wird objektiviert und verschluckt - und die ganze Gesellschaft leidet darunter. Die Aufmerksamkeit der Töchter für ihre Mütter in diesen Romanen ist so, als hätte Athene endlich erkannt, dass ihre Mutter Metis von Zeus verschlungen worden war.
Der Mythos von Metis und Athene wird in diesen Werken zu einer Metapher für die Suche der Tochter nach Ganzheit und Individuation; sie beginnt zu verstehen, dass ihr mütterliches Erbe eine Quelle der Weisheit ist, die verdunkelt wurde. Diese Romane spanischer Frauen stärken die Stimme der Mutter, befreien sie aus der Anonymität und schreiben den Archetyp des Matriarchats neu.