
Nervous Fictions: Literary Form and the Enlightenment Origins of Neuroscience
Im späten siebzehnten Jahrhundert gelang es einem Team von Wissenschaftlern zum ersten Mal, das weiche Gewebe des Gehirns und der Nerven von der harten Hülle des Schädels zu befreien. Damit begründeten sie nicht nur die moderne Neurowissenschaft und damit das Versprechen, den Geist durch empirische Untersuchungen des Gehirns zu erforschen, sondern setzten auch eine Fülle von Fragen, Problemen, Paradoxien und - vor allem - literarischen Formen frei, die uns noch heute begleiten.
Nervöse Fiktionen.
Dies ist die erste Darstellung der frühen Neurowissenschaften und der besonderen literarischen Formen, die sie hervorgebracht haben. Jess Keiser stellt die Trennung zwischen Wissenschaft und Literatur, Philosophie und Fiktion in Frage und lenkt die Aufmerksamkeit auf eine besondere, aber bisher nicht anerkannte Art des Schreibens, die in einer Vielzahl von Texten des späten 17. und 18. Jahrhunderts zu finden ist: die nervöse Fiktion. Sie taucht nicht nur in wissenschaftlichen Arbeiten auf, sondern auch in der Poesie (Barker, Blackmore, Thomson), in Erzählungen (Sterne, Smollett, "it-narratives"), in der Philosophie (Hobbes, Cavendish, Locke), in der Satire (Swift, Pope, Arbuthnot) und in der Medizin (Mandeville, Boswell), wo sie das Gehirn durch Metaphern, Personifikationen und andere figurative Sprache seziert. Nervöse Fiktionen inszenieren ein zentrales Problem der Aufklärung: den Konflikt zwischen Geist und Körper, zwischen unserem introspektiven Selbstverständnis als denkende, fühlende, glaubende und wollende Wesen und der wissenschaftlichen Untersuchung unseres Gehirns als einfaches, komplexes physikalisches System.