Neuer Mythos, neue Welt: Von Nietzsche bis zum Stalinismus

Bewertung:   (4,6 von 5)

Neuer Mythos, neue Welt: Von Nietzsche bis zum Stalinismus (Glatzer Rosenthal Bernice)

Leserbewertungen

Zusammenfassung:

Das Buch ist eine gut recherchierte Untersuchung der Verbindungen zwischen Nietzsches Philosophie und den kulturellen Entwicklungen in Russland und der Sowjetunion, insbesondere während der Revolutionszeit. Es hebt sowohl Ähnlichkeiten als auch gemeinsame Visionen zwischen verschiedenen politischen Ideologien hervor, die im 19. und 20. Jahrhundert entstanden sind. Obwohl das Buch tiefe Einblicke und einen reichhaltigen historischen Kontext bietet, sollten die Leser ein gewisses Vorwissen über diese Zeit mitbringen, um den Inhalt vollständig zu verstehen.

Vorteile:

Das Buch ist beeindruckend recherchiert und liefert detaillierte Belege für Nietzsches Einfluss auf das revolutionäre Denken und die Kultur Russlands. Es ist gut geschrieben und bietet eine klare, objektive Analyse, was es zu einer wertvollen wissenschaftlichen Arbeit macht. Der Autor verfügt über ein tiefes Verständnis des Themas und stellt komplexe Ideen auf verständliche Weise dar, was das Wissen des Lesers über die sowjetische und russische Geschichte erweitert.

Nachteile:

Um die Feinheiten des Buches zu verstehen, sollten die Leser ein gewisses Vorwissen über den historischen Kontext haben. Einige Bereiche der Kultur, wie Musik und Malerei, werden nicht ausführlich behandelt.

(basierend auf 4 Leserbewertungen)

Originaltitel:

New Myth, New World: From Nietzsche to Stalinism

Inhalt des Buches:

Die Verwendung und der Missbrauch von Nietzsche durch die Nazis ist allgemein bekannt. Der Übermensch, der "Wille zur Macht", Nietzsches Gleichsetzung von bürgerlicher Demokratie und Dekadenz und seine Verunglimpfung der Vernunft waren Grundpfeiler der Nazi-Propaganda. Auch die Kommunisten nutzten und missbrauchten Nietzsche, aber diese Tatsache ist weitgehend unbekannt, weil die sowjetischen Propagandisten sich auf die Vernunft beriefen und Nietzsche als den "Philosophen des Faschismus" bezeichneten, obwohl sie sich seine Ideen insgeheim aneigneten. In diesem bahnbrechenden Buch legt Bernice Glatzer Rosenthal die Spur der lange verborgenen Ideen Nietzsches frei, die im späten kaiserlichen Russland Wurzeln schlugen, sich mit anderen Elementen der Kultur vermischten und zu einem wesentlichen Bestandteil des Bolschewismus und Stalinismus wurden.

Nietzsche hat etwas bewegt. Er lieferte intellektuelle Munition für einen langwierigen Konflikt über Kultur, Gesellschaft und Politik, der um die Jahrhundertwende begann. Seine ersten russischen Bewunderer waren Dichter, Philosophen und politische Aktivisten. Sie reagierten auf die Veränderungen in ihrer Gesellschaft, indem sie sich für neue Werte einsetzten und nach einem neuen Glauben suchten, nach dem sie leben und arbeiten konnten. Diese Reaktion führte zu neuen ästhetischen und politischen Amalgamen, wie dem Symbolismus, dem Futurismus, dem nietzscheanischen Christentum und dem nietzscheanischen Marxismus. Die sich daraus ergebenden Debatten zwischen und unter ihren Anhängern fanden ihren Widerhall in der gesamten Kultur und somit auch im Bolschewismus und wurden zum Gegenstand einer ununterbrochenen Polemik zwischen Bolschewiken und Nichtbolschewiken sowie unter Bolschewiken, die bis in die 1930er Jahre andauerte.

Zu Stalins Zeiten wurden uneingestandene nietzscheanische Ideen genutzt, um die Massen für die großen Aufgaben des ersten Fünfjahresplans und der Kulturrevolution zu mobilisieren, die darauf abzielte, "bürgerliche" Werte und Einstellungen aus dem sowjetischen Leben auszumerzen und eine eindeutig sozialistische Kultur aufzubauen. Nietzsches Überzeugung, dass der Mensch Illusionen braucht, um sich vor der Realität zu schützen, lag dem Sozialistischen Realismus zugrunde, der ab 1934 die offizielle sowjetische Ästhetik war. Nach der Entstalinisierung machte die Regierung Nietzsche zur Personifizierung des "bürgerlichen" Nihilismus und des "bürgerlichen" Individualismus. Sowjetische Intellektuelle, die sich ihr verlorenes kulturelles Erbe wieder aneignen wollten, entdeckten die von Nietzsche geprägten Intellektuellen des späten kaiserlichen Russlands und nahmen die Diskussion über die von ihnen aufgeworfenen Fragen wieder auf.

Mehr als eine Übung in historischer Wiederentdeckung bietet "Neuer Mythos, neue Welt" eine neue Interpretation der modernen russischen Geschichte. Indem er den verborgenen Einfluss der Nietzsche'schen Ideen auf die sowjetische Kultur und Politik aufdeckt, eröffnet Rosenthal neue Wege zum Verständnis der sowjetischen Ideologie und ihres Einflusses auf das zwanzigste Jahrhundert.

Weitere Daten des Buches:

ISBN:9780271025339
Autor:
Verlag:
Einband:Taschenbuch
Erscheinungsjahr:2002
Seitenzahl:480

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Letzte Änderung: 2024.11.13 22:11 (GMT)