Bewertung:

Das Buch erforscht das Leben von Camilla Hall, einer Frau aus der Kleinstadt Minnesota, die Mitglied der Symbionese Liberation Army (SLA) wurde und in den 1970er Jahren in bedeutende kriminelle Aktivitäten verwickelt war. Rachael Hanel legt eine gut recherchierte Erzählung vor, die sich mit Halls Hintergrund und ihren Beweggründen befasst und sie von einer sensationslüsternen Figur in ein nuanciertes Individuum verwandelt. Das Buch beleuchtet den sozialen Kontext der damaligen Zeit und untersucht, wie gewöhnliche Menschen radikalisiert werden können.
Vorteile:⬤ Umfangreiche Recherchen und akribische Detailarbeit der Autorin.
⬤ Fesselnder Erzählstil, der den Leser fesselt.
⬤ Menschliche Darstellung von Camilla Hall, die ein tieferes Verständnis für ihre Beweggründe ermöglicht.
⬤ Fesselnde Erzählung, die historische Ereignisse mit aktuellen Themen verknüpft.
⬤ Gute Integration von Interviews und Archivmaterial, die die Erzählung bereichern.
⬤ Einige Leser waren der Meinung, dass die Erzählung trotz der gründlichen Recherche etwas abgehoben wirkte.
⬤ Einige Kritiker erwähnten die Einbeziehung von Gedichten, die nicht zu den revolutionären Themen passten.
⬤ Begrenztes direktes Beweismaterial von Camilla selbst, da ein Großteil der Informationen von ihrer Familie und Gleichaltrigen stammt.
(basierend auf 14 Leserbewertungen)
Not the Camilla We Knew: One Woman's Life from Small-Town America to the Symbionese Liberation Army
Das Geheimnis, wie ein gewöhnliches Mädchen aus Minnesota kurzzeitig zu einer der meistgesuchten Terroristinnen der Vereinigten Staaten werden konnte.
Hinter jedem Akt des inländischen Terrorismus steht das Kind eines Durchschnittsamerikaners, dessen Leben aus oft rätselhaften Gründen eine radikale Wendung nahm. Camilla Hall ist ein solcher Fall: eine Pastorentochter aus der Kleinstadt Minnesota, die sich schließlich in die Reihen von Radikalen wie Sara Jane Olson (alias Kathleen Soliah) in der berüchtigten Symbionese Liberation Army einreihte, bevor sie im Mai 1974 bei einer Schießerei mit der Polizei von Los Angeles ums Leben kam. Wie konnte ein "braves Mädchen" wie Camilla zu einer der meistgesuchten Terroristinnen in den Vereinigten Staaten werden? Rachael Hanel erzählt hier ihre Geschichte und enthüllt dabei sowohl die tiefe Menschlichkeit als auch die außergewöhnlichen Umstände von Camilla Halls Leben.
Camillas Kindheit in einer eng verbundenen religiösen Familie war geprägt von Verlust und Trauer, als eines ihrer drei Geschwister nach dem anderen starb. Ihr Weg von ihrem Elternhaus in Minnesota zu ihrer endgültigen, radikalen SLA-Familie führte über Jahre als Künstlerin und Aktivistin - in Sozialämtern, politischen Kampagnen, Gewerkschaften und gipfelte in einer Liebesaffäre, die sie in die SLA einführte. Anhand gründlicher Recherchen und ausführlicher Interviews schildert Hanel Camillas verwirrende Wandlung von einer "sanften, zarten, künstlerischen, jenseitigen" jungen Frau (wie ein Beobachter bemerkte), die sich für soziale Veränderungen innerhalb des Systems einsetzte, zu einer bewaffneten Kriminellen, die an der Entführung von Patty Hearst beteiligt war.
In dieser Zeit zunehmender Unruhen und Gewalt ist die Geschichte von Camilla Hall von dringendem Interesse, weil sie Aufschluss über die Kräfte der Radikalisierung gibt. Doch während Hanel immer weiter in Camillas Vergangenheit vordringt und die kritischen Punkte ausfindig macht, an denen sich Charakter und Ursache überschneiden könnten, wird ihr Buch zu einer faszinierenden, beunruhigenden und letztlich tief bewegenden Reise in die dunkle Seite von Amerikas Versprechen.