
Niels Bohr: On the Constitution of Atoms and Molecules
Die Atomtheorie von Niels Bohr aus dem Jahr 1913 ist einer der absoluten Höhepunkte in der Geschichte der modernen Wissenschaft. Erst mit dieser Arbeit erkannten die Physiker, dass die Quantentheorie ein wesentlicher Bestandteil der Atomphysik ist, und erst mit dieser Arbeit wurde das Kernmodell von Rutherford aus dem Jahr 1911 in eine richtige Theorie der Atomstruktur umgewandelt. Langfristig gesehen hat Bohrs Quantenatom von 1913 die spätere Heisenberg-Schrdinger-Quantenmechanik mit all ihren wunderbaren Konsequenzen hervorgebracht. Dieses Buch ist eine ausführliche Darstellung der Entstehung des Bohrschen Atoms, die sich auf seine wissenschaftlichen Originalartikel von 1913 stützt, die hier wiedergegeben und mit dem notwendigen historischen Hintergrund versehen werden. Neben der so genannten Trilogie - den drei im Philosophical Magazine veröffentlichten Aufsätzen - sind auch zwei weitere, weniger bekannte, aber wichtige Aufsätze enthalten.
Das vorliegende Werk beginnt mit einer komprimierten biographischen Darstellung von Bohrs Leben und wissenschaftlichem Werdegang, von seiner Geburt in Kopenhagen 1885 bis zu seinem Tod in derselben Stadt 77 Jahre später. Es folgt ein Kapitel, das frühere Ideen zur Atomstruktur skizziert und Bohrs Weg von seiner Dissertation im Jahr 1911 über seine Aufenthalte in Cambridge und Manchester bis zur Vorlage des ersten Teils der Trilogie im April 1913 nachzeichnet. Auf die Wiedergabe der fünf Artikel Bohrs folgen Anmerkungen und Kommentare, die sich direkt auf die Texte beziehen, mit dem Ziel, einige Textpassagen zu verdeutlichen und Namen und Themen zu erklären, die vielleicht nicht klar oder bekannt sind. Die Rezeption von Bohrs radikal neuer Theorie durch zeitgenössische Physiker und Chemiker wird in einem letzten Kapitel behandelt, das sich mit den unmittelbaren Reaktionen auf Bohrs Theorie 1913-1915 vor allem unter britischen, deutschen und amerikanischen Wissenschaftlern befasst.
Wissenschaftshistoriker beschäftigen sich seit langem mit der Bohr'schen Atomtheorie, die anlässlich ihres hundertjährigen Jubiläums im Jahr 2013 sorgfältig untersucht wurde. Das vorliegende Werk bietet eine umfassende quellengestützte Darstellung der ursprünglichen Theorie, die sich an ein nicht fachkundiges Publikum mit Interesse an der Geschichte der Physik und der Entstehung der Quantenwelt richtet. Im Jahr 1922 erhielt Bohr für seine Theorie den Nobelpreis. Der bevorstehende hundertste Jahrestag wird zweifellos ein verstärktes Interesse daran wecken, wie er zu seinem revolutionären Bild vom Aufbau der Atome und Moleküle kam.