
Oakeshott on Rome and America
Das politische System der Römischen Republik beruhte fast ausschließlich auf der Tradition, dem Weg der Vorfahren, und nicht auf einer schriftlichen Verfassung. Die Gründer der amerikanischen Republik sahen zwar das antike Rom als primäres Vorbild für ihre Unternehmung an, doch versuchten sie im Einklang mit dem rationalistischen Geist ihrer Zeit, ein rationales Regelwerk zu schaffen, das das Verhalten der amerikanischen Politik leiten sollte, nämlich die amerikanische Verfassung.
Diese beiden Beispiele verdeutlichen auf eindrucksvolle Weise die von Michael Oakeshott in Rationalism in Politics und anderswo beschriebenen Idealtypen zwischen der Politik als einer in der Tradition verankerten Praxis und der Politik als einem System, das auf Prinzipien beruht, die sich aus abstrakten Überlegungen ergeben. In diesem Buch wird untersucht, wie die Geschichte der beiden Republiken uns helfen kann, Oakeshotts Behauptungen über rationale und traditionelle Politik zu verstehen.
Durch die Untersuchung solcher Fragen können wir nicht nur Oakeshotts Kritik am Rationalismus besser verstehen, sondern auch die moderne Verfassungstheorie, Fragen der Gestaltung der Europäischen Union und Aspekte der Wiederbelebung des Republikanismus. "