
Ordoliberalism, Law and the Rule of Economics
Der Ordoliberalismus ist eine theoretische und kulturelle Tradition von großer gesellschaftlicher und politischer Bedeutung im Nachkriegsdeutschland. Lange Zeit war die Theorie außerhalb Deutschlands nur einer Handvoll Experten bekannt, doch seit der Finanzkrise ist der Ordoliberalismus ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und wird weithin als ideelle Quelle der deutschen Krisenpolitik wahrgenommen.
In diesem Sammelband widmen sich die Autoren einer facettenreichen Erkundung der Begriffsgeschichte des Ordoliberalismus, der Prämissen seiner rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Gründerväter, seiner religiösen Untermauerung, der Debatten über seine theoretischen Annahmen und politischen Verpflichtungen sowie seiner prägenden Vision einer gesellschaftlichen Ordnung, die auf einer Synthese von Wirtschaftstheorien und Rechtskonzepten beruht. Die Erneuerung dieser Vision durch die ordoliberale Konzeptualisierung des europäischen Integrationsprojekts, die Herausforderungen der gegenwärtigen europäischen Krise und die divergierenden Wahrnehmungen des Ordoliberalismus innerhalb Deutschlands und bei seinen nördlichen und südlichen EU-Nachbarn sind ein gemeinsames Anliegen all dieser Bemühungen.
Sie entfalten interdisziplinäre Affinitäten und Missverständnisse, kulturelle Prädispositionen und Vorurteile sowie politische Präferenzen und Brüche. Indem das Buch die europäischen Traditionen durch die Linse des Ordoliberalismus betrachtet, veranschaulicht es die Vielfalt der europäischen Wirtschaftskulturen und die Schwierigkeit des transnationalen politischen Austauschs in einer Zeit der europäischen Krise.