
Otto Preminger (1905-1986), dessen Hollywood-Karriere sich von den 1930er bis in die 1970er Jahre erstreckte, ist vor allem für seine gefeierten Filme bekannt, darunter der Film Noir-Klassiker Laura, das sozialrealistische Melodram Der Mann mit dem goldenen Arm, das CinemaScope-Musical Carmen Jones und das fesselnde Gerichtsdrama Anatomie eines Mordes. Als Filmschauspieler hinterließ er einen unauslöschlichen Eindruck als sadistischer Nazi in Billy Wilders Stalag 17 und als teuflischer Mr. Freeze in der Fernsehserie Batman.
Man erinnert sich auch an ihn, weil er die industriellen Praktiken Hollywoods drastisch veränderte. Mit "Exodus" durchbrach Preminger die Schwarze Liste Hollywoods und gewährte Dalton Trumbo, einem der "Hollywood Ten" im Exil, Filmrechte. Preminger, ein überzeugter Liberaler, brach konsequent mit den Konventionen Hollywoods. Er griff routinemäßig sozial fortschrittliche, aber auch gewagte Themen auf, wobei er die Grenzen der Zulässigkeit des Production Code auslotete. Er drehte Musicals mit schwarzer Besetzung in einer Zeit heftiger Rassenunruhen. Und er griff eine Reihe weiterer Tabuthemen auf - Heroinsucht, Vergewaltigung, Inzest, Homosexualität -, die seinen Ruf als Wegbereiter einer erwachsenengerechten Erzählweise, als Feind des Hollywood-Puritanismus und als Kreuzritter gegen die Zensur begründeten.
Otto Preminger: Interviews versammelt neunzehn Interviews aus Premingers gesamter Karriere und bietet faszinierende Einblicke in die Methoden und die Denkweise eines wild polarisierenden Filmemachers. Mit bemerkenswerter Offenheit spricht Preminger über seine Filmpraktiken, seinen unverwechselbaren Filmstil, seine Kämpfe gegen die Zensur und die Schwarze Liste Hollywoods, seine Auseinandersetzungen mit Filmkritikern und seine turbulenten Beziehungen zu einer Vielzahl bekannter Stars, von Marilyn Monroe und Frank Sinatra bis Jane Fonda und John Wayne.