Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Pope Francis and the Transformation of Health Care Ethics
Ein Aufruf zur Reform der katholischen Gesundheitsfürsorgeethik, inspiriert durch die Lehren von Papst Franziskus
Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1948 sind die Ethischen und Religiösen Richtlinien für das katholische Gesundheitswesen (ERD) der US-Konferenz der katholischen Bischöfe für katholische Einrichtungen eine Richtschnur für die Bereitstellung einer Gesundheitsversorgung, die sowohl den heilenden Dienst Jesu als auch das Verständnis der Kirche von der Menschenwürde widerspiegelt. Obwohl das Pontifikat von Papst Franziskus und der Skandal um den sexuellen Missbrauch durch Geistliche die katholische Kirche tiefgreifend beeinflusst haben, geht die neueste Ausgabe der ERD nicht auf diese Veränderungen ein und spiegelt sie nicht wider.
Todd A. Salzman und Michael G. Lawler legen nun zum ersten Mal einen ausführlichen kritischen Kommentar zum ERD 2018 vor. Sie argumentieren, dass sie in mehrfacher Hinsicht problematisch ist. Erstens gibt die überarbeitete ERD weiterhin einer regelbasierten gegenüber einer personalistischen ethischen Methode den Vorrang, wobei der Schwerpunkt auf absoluten Normen liegt, die bestimmte medizinische Handlungen verbieten. Außerdem berücksichtigt sie nicht die sich wandelnden ekklesiologischen, methodologischen und anthropologischen Visionen von Papst Franziskus, weder intern in katholischen Gesundheitseinrichtungen noch extern in der Zusammenarbeit zwischen katholischen und nicht-katholischen Gesundheitseinrichtungen. Schließlich liefert die überarbeitete ERD keinen Beweis dafür, dass die Bischöfe verstanden haben, wie der Skandal um klerikalen sexuellen Missbrauch und seine Vertuschung die bischöfliche Autorität und Glaubwürdigkeit grundlegend untergraben haben.
Salzman und Lawler schlagen neue Wege für die katholische Gesundheitsethik in den USA vor, die die Menschenwürde als Leitprinzip in den Vordergrund stellen. So wie es einen Pluralismus in den katholischen Definitionen der Menschenwürde gibt, muss es auch einen Pluralismus in den Normen und Richtlinien geben, die die Verwirklichung der Menschenwürde erleichtern. Papst Franziskus' Betonung der Tugenden der Barmherzigkeit und der Fürsorge sollte die ERD von einer Konzentration auf absolute Normen in der medizinischen Ethik zu einer Konzentration auf Tugenden und Prinzipien bewegen, die sowohl Patienten als auch Angehörige der Gesundheitsberufe bei ihren Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen leiten.