
Past Bodies: Body-Centered Research in Archaeology
Die Archäologie tut sich oft schwer damit, sich echte Menschen hinter der Welt der von ihr untersuchten materiellen Objekte vorzustellen. Selbst wenn es um Skelettreste geht, reduzieren Archäologen diese routinemäßig auf lange Listen von Zahlen und Attributen.
Eine solche Fragmentierung vergangener Subjekte und ihrer Körper ist zwar analytisch notwendig, aber kaum zufriedenstellend. Während die materielle Kultur das wichtigste archäologische Zeugnis für reale Menschen in der Vergangenheit darstellt, ist das Fehlen vergangener Körper in archäologischen Schriften chronisch. Gleichzeitig sind diese vergangenen Körper in der Archäologie omnipräsent.
Körperliche Dinge sind in den archäologischen Aufzeichnungen auf eine Weise greifbar, wie es bei den meisten anderen theoretischen Schwerpunkten nicht der Fall zu sein scheint. Antike Körper umgeben uns, in Darstellungen, in Bestattungen, in den Überresten der Nahrungszubereitung, des Kochens und des Verzehrs, in den Händen, die Werkzeuge halten, in den gemeinsamen Anstrengungen vieler einzelner Körper, die Architektur und Monumente bauten.
Diese Sammlung von Beiträgen ist eine Reaktion auf die jahrzehntelange Unsichtbarkeit des Körpers. Sie erhebt den Körper zum zentralen Thema bei der Erforschung vergangener Gesellschaften und erforscht sein Erscheinungsbild in einer Vielzahl regionaler Kontexte und über weite Zeitspannen hinweg. Die Beiträge in diesem Band reichen von der tiefen epipaläolithischen Vergangenheit des Nahen Ostens über das europäische Neolithikum und die Bronzezeit, das klassische Griechenland und das spätmittelalterliche England bis hin zum präkolumbianischen Mittelamerika, dem postkontaktalen Nordamerika und den jüngsten Konflikten auf dem Balkan.
In all diesen Fallstudien steht die Materialität des Körpers im Mittelpunkt. Es werden Möglichkeiten für künftige Studien aufgezeigt: Indem der Körper in den Mittelpunkt dieser archäologischen Studien gestellt wird, wird versucht, die Vorstellungskraft anzuregen und neue Gebiete abzustecken.