Bewertung:

Das Buch bietet eine intelligente und gut recherchierte Analyse der paulinischen Eschatologie, die sich insbesondere auf die Konzepte der Todeszeit und der Lebenszeit konzentriert. Es hat eine pastorale und transformative Qualität, vor allem in den späteren Kapiteln, aber einige Teile könnten für Nicht-Akademiker aufgrund des dichten Inhalts eine Herausforderung darstellen.
Vorteile:⬤ Gut recherchierte, zum Nachdenken anregende Analyse der paulinischen Eschatologie
⬤ neue Konzepte wie Todeszeit und Lebenszeit
⬤ pastoraler Ton in den letzten Kapiteln
⬤ sehr empfehlenswert für diejenigen, die mit der paulinischen Wissenschaft vertraut sind
⬤ hat transformatives Potenzial für die Leser.
⬤ Einige Abschnitte können für nicht-akademische Leser schwer und dicht sein
⬤ kann manchmal repetitiv und schwerfällig sein
⬤ erfordert ein gewisses Hintergrundwissen in Griechisch und Paulus-Studien für die volle Wertschätzung.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Paul and Time: Life in the Temporality of Christ
Wie hat Paulus die Zeit verstanden? Die gängigen Interpretationen gehen davon aus, dass Paulus seine ererbte jüdische apokalyptische sequentielle Zwei-Zeitalter-Zeitlichkeit modifizierte. Paulus löste das Rätsel, dass die Auferstehung Christi ohne die Auferstehung der Gerechten stattfindet, indem er behauptete, dass die Zeitalter nicht aufeinander folgen, sondern sich vielmehr überschneiden. Die Gläubigen leben in einer Zeitlichkeit, die schon da ist und noch nicht.
In diesem bahnbrechenden Buch schlägt Ann Jervis stattdessen vor, dass Paulus nicht an zwei Zeitalter denkt, sondern an das Leben in diesem Zeitalter oder das Leben in Christus. Menschen, die nicht in Christus leben, leben in diesem Zeitalter, während Gläubige ganz in der Zeitlichkeit von Christus leben.
Die Zeitlichkeit Christi ist wie die Zeitlichkeit Gottes eine Zeit, in der Veränderungen stattfinden - zumindest zwischen Christus und Gott und der Schöpfung. Ihre Zeitlichkeit ist angespannt, aber die Zeiten sind nicht aufeinander folgend. Die Vergangenheit ist in ihrer Gegenwart, ebenso wie die Zukunft. Es handelt sich jedoch nicht um ein unveränderliches Jetzt, sondern um ein Jetzt, in dem Veränderung stattfindet (wenn auch nicht in der Weise, wie die menschliche chronologische Zeit Veränderung wahrnimmt). Diejenigen, die mit Christus verbunden sind, leben die Zeitlichkeit Christi und leben gleichzeitig die chronologische Zeit.
In ihren klaren Worten setzt sich Jervis sowohl mit dem philosophischen als auch mit dem traditionellen biblischen Verständnis von Zeit auseinander. Ihre Untersuchung ist durch die seit langem bestehende Erkenntnis motiviert und informiert, dass die Vereinigung mit Christus für Paulus von zentraler Bedeutung ist. Jervis weist darauf hin, dass die Vereinigung mit Christus erhebliche zeitliche Auswirkungen hat.
Das Leben in der Zeit Christi verwandelt das Leiden, das Sündigen und das physische Sterben der Gläubigen. Während dies im gegenwärtigen bösen Zeitalter Instrumente sind, die zur Zerstörung bestimmt sind, werden sie in Christus in den Dienst des Lebens Gottes verwandelt. Das Leben in der Zeit Christi verändert auch die Bedeutung des Eschatons. Es ist für diejenigen, die in Christus sind, weniger wichtig als für die Schöpfung, denn diejenigen, die mit dem Einen verbunden sind, über den der Tod keine Herrschaft hat, sind bereits von der Knechtschaft des Verderbens befreit.
Gelehrte und Studenten werden von diesem lebendigen Beitrag zur Paulusforschung profitieren, der auf der Grundlage einer detaillierten Beschäftigung mit den Paulusbriefen Vorschläge für ein Gesamtbild bietet. Das Buch enthält ein Vorwort von John Barclay.